[Rezension] Verity

by - März 29, 2020

(© dtv Verlag)

Verity*
von Colleen Hoover

Bewertung: ★★★☆☆

Thriller, 368 Seiten
Erscheinungsdatum: 13. März 2020
Verlag: dtv


*Rezensionsexemplar. Vielen Dank an den dtv Verlag.

Inhaltsangabe:
Die Jungautorin Lowen Ashleigh bekommt ein Angebot, das sie unmöglich ablehnen kann: Sie soll die gefeierten Psychothriller von Starautorin Verity Crawford zu Ende schreiben. Diese liegt seit einem Unfall, der unmittelbar auf den gewaltsamen Tod ihrer beiden Töchter folgte, im Koma.
Lowen akzeptiert – auch, weil sie sich zu Veritys Ehemann Jeremy hingezogen fühlt. Während ihrer Recherchen im Haus der Crawfords findet sie Veritys Tagebuch und darin offenbart sich Lowen Schreckliches ...
(© dtv Verlag)

Meine Meinung:

Im Gegensatz zu vielen ihrer bekannten Contemporary Romane, ist "Verity", das neuste Werk der Bestsellerautorin Colleen Hoover - unter Fans CoHo genannt - im Self-Publishing erschienen. Und ich finde, dass man merkt man dem Buch an. Zum einen muss man CoHo lassen, dass sie erneut einen Abstecher ins Thriller-Gerne gemacht hat und sich damit aus ihrer Comfort Zone heraus gewagt hat, was ich ihr hoch anrechne. Auf der anderen Seite wirkte die Geschichte als Ganzes aber dann nicht so ausgereift, wie ich es mir erhofft hatte - eher wie ein erster Entwurf, der mehr oder weniger unbearbeitet veröffentlicht wurde. (Und damit meine ich jetzt nicht die Grammatik- und Rechtschreibkorrektur, sondern eine inhaltliche Überarbeitung). Das deutsche Cover gefällt mir optisch sehr gut, ich muss aber gestehen, dass diese verträumten rosa und babyblauen Farben und das Wolken Sujet für mich so gar nicht zur düsteren Geschichte passt. Im Regal sieht es dafür gut aus ;-)

Doch beginnen wir ganz von vorne: Die offizielle Inhaltsangabe verrät eigentlich schon, worum es geht. Im Mittelpunkt der Geschichte steht die Protagonistin Lowen, die das unschlagbare Angebot erhält, eine Bestseller-Bücherreihe einer bekannten Autorin fortzusetzen, die leider aufgrund eines tragischen Unfalls in einer Art Wachkoma liegt. Damit Lowen sich intensiv mit Veritys Entwürfen und Ideen zu ihrer Bücherreihe auseinandersetzen kann, lädt Veritys Ehemann sie dazu ein, eine Weile bei ihnen zu wohnen, um in Veritys Notizen stöbern zu können. Dieses Angebot nimmt Lowen dankend an, denn aufgrund eines Räumungsbescheids wäre sie vorübergehend ohnehin obdachlos gewesen. Bei ihren Recherchen stösst Lowen allerdings nicht etwa nur auf Unterlagen zu Veritys Bücherreihe, sondern auf eine Autobiografie der Bestsellerautorin, die ihr die Haare sprichwörtlich zu Berge stehen lassen. Mit jedem weiteren Kapitel, das Lowen aus reiner Neugierde liest, erhält sie tieferen Einblick in die Abgründe von Veritys verstörender Psyche - genauso, wie wir Leser*innen auch.

Fangen wir mit dem Positiven an: CoHos angenehmer, flüssiger Schreibstil hat die Seiten nur so dahinfliegen lassen und das Lesen für mich sehr kurzweilig erscheinen lassen. Die Autorin erzählt die Handlung auf zwei Zeitebenen. In der Gegenwart begleiten wir Lowen bei ihren Buchrecherchen, und auch wie sie Veritys Ehemann allmählich näher kommt. Die Kapitel werden gelegentlich durch Tagebuch-artige Einträge aus Veritys unveröffentlichter Autobiografie unterbrochen, durch die ihre Vergangenheit näher beleuchtet wird und man nach und nach erfährt, welche tragischen Schicksale die Familie durch die Tode zweier Töchter erleben musste. Und zu allem Übel wird bekannt, welche Rolle Verity in Wahrheit bei dem ganzen Drama gespielt hat. Dadurch, dass sowohl Lowen, als auch wir Leser*innen nur häppchenweise Informationen über die Geschehnisse aus der Vergangenheit erhalten, gelingt es CoHo die Spannung über die gesamte Geschichte hinweg aufrechtzuerhalten und die Leser bei der Stange zu halten.

Doch obwohl die Ansätze eines Thrillers da waren, gab es für mich einfach zu viele Aspekte in der Geschichte, die auf mich konstruiert gewirkt haben. Allein die ganzen "zufälligen" Begebenheiten, die dazu führen, dass Lowen bei Veritys Ehemann einzieht, damit die eigentliche Story ins Rollen kommen kann, haben auf mich in der Summe sehr unglaubwürdig gewirkt. Unglaubwürdig im Sinne davon, dass ich nicht den Eindruck hatte, dass so etwas tatsächlich im echten Leben passieren würde. Allein schon der Umstand, dass Lowen überhaupt bei einer fremden Familie einzieht, fand ich schon etwas seltsam und weit hergeholt. Man hätte ihr die Notizen ja auch einfach übergeben können.
Aber ich denke, man darf diese Begebenheiten einfach nicht zu sehr hinterfragen, sondern sollte sich einfach von der Story berieseln lassen, dann wird man auch Freude an ihr finden. Mir ging es zumindest so, nachdem ich mich entschieden hatte, über die vielen kleinen Ungereimtheiten hinwegzusehen. Ich habe mich dann vor allem auf das Rätsel um Veritys Vergangenheit und die Abgründe ihrer Psyche fokussiert. Mit jedem weiteren Kapitel wird man überrascht, wie bösartig und niederträchtig ein Mensch eigentlich sein kann. Leider waren in Veritys Autobiografie auch massenhaft Sexszenen dabei, die sie selbst in aller Ausführlichkeit beschreibt. Für mich hat sich auch hier der Sinn nicht ganz erschlossen, denn Veritys ausgeprägten Sextrieb hätte man auch einfach auf andere Art andeuten können. Das erschien mir so, als hätte CoHo gedacht: Ich tue meinen hartgesottenen Fans was Gutes und streue noch ein bisschen New Adult rein. Und das hat sich für mich in diesem Thriller ein bisschen fremd angefühlt. Ich muss aber auch zugeben, dass ich absolut kein Fan (mehr) vom New Adult Genre bin und bin schnell einmal von übermässigen Sexszenen genervt, weil sie für mich einer Story nicht wirklich mehr Substanz geben.
Wie dem auch sei. Neben Veritys Geheimnissen, kommt im Buch die Romantik natürlich auch nicht zu kurz. Hier fand ich das aber eher verstörend, denn Lowen und Veritys Ehemann Jeremy nähern sich einander durch die Umstände ihrer Zweisamkeit an, was auf mich wiederum erneut konstruiert und irgendwie deplatziert gewirkt hat. Die Story hätte in meinen Augen auch gut ohne diesen Aspekt funktioniert. Aber vielleicht wollte CoHo ja damit uns Leser*innen auch verstören. Dann ist ihr das in meinem Fall gelungen.

Ich muss gestehen, dass ich während des Lesens bereits früh einen Verdacht hatte, wie das Buch enden könnte. Und tatsächlich haben sich meine Vorhersagen zum Schluss teilweise bewahrheitet, was den Handlungsverlauf für mich ein bisschen vorhersehbar gemacht hat. Überraschen konnte mich die Autorin dann aber doch noch mit dem letzten Kapitel, in dem CoHo mit einem unerwarteten Plot Twist aufwartet, der ein ganz anderes Licht auf die ganze Handlung wirft und mir wirklich gut gefallen hat. Trotzdem war das Ende des Buches für mich leider etwas zu glatt und zu abrupt, auch wenn mir die Idee hinter der Auflösung insgesamt gefallen hätte.

Das waren jetzt viele Kritikpunkte, und dennoch möchte ich zum Schluss anfügen, dass mich das Buch gut unterhalten konnte. Für einen Thriller wirkt der ganze Plot auf mich aber zu unausgereift - eben wie ein erster Entwurf, der noch viel besser hätte werden können. Aber CoHos toller Schreibstil hat dazu geführt, dass ich das Buch trotzdem gern gelesen habe, auch wenn ich über viele kleine Kritikpunkte hinwegsehen musste.

Fazit:

"Verity" ist ein selbst publizierter Thriller aus der Feder von Bestsellerautorin CoHo, die sonst eher für ihre Contemporary Romane bekannt ist. Hier wagt sie sich einmal aus ihrer Comfort Zone heraus, was ich als grossen Pluspunkt werte. Die Idee an sich wäre ganz interessant gewesen, die Umsetzung wirkte aber auf mich eher wie ein erster Entwurf, der noch nicht ganz ausgereift ist und viele Aspekte enthält, die die Handlung konstruiert erscheinen lassen. Doch wenn man über die Ungereimtheiten hinwegsehen kann, dann kann der Thriller durch CoHos angenehmen und flüssigen Schreibstil unterhalten. Ein kurzweiliges Lesevergnügen, das von mir 3,5 Sterne erhält.

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8 Kommentare

  1. Hallo Mel, :)
    schade, dass dich das Buch nicht ganz überzeugen konnte, aber es ist auch etwas anderes, wenn ein Buch selbst veröffentlicht wird. Daher finde ich es auch gut, dass du das in deiner Rezension berücksichtigst.

    Nur schade, dass vieles unausgereift wirkt. Gerade, dass ausgeprägte Erotikszenen in einem Thriller vorkommen, passt für mich auch nicht so ganz. Ich werde dem Buch wohl trotzdem eine Chance geben, weil ich CoHos Bücher schon sehr gerne lese und auch hier erwähnst du ja ihren schönen Schreibstil, den ich auch immer wieder mag. Dadurch wird sich das Buch wenigstens nicht ziehen.^^

    Liebe Grüße
    Marina

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    1. Hallo Marina

      Hätte ich das Buch allein für sich betrachtet, dann hätte ich die Bewertung vielleicht auch auf 4 Sterne aufrunden können, aber im Vergleich zu den vielen Thrillern, die ich schon gelesen habe, war es dann doch eher "nur" ein 3-Sterne Buch. Für mich sind das aber oft Bücher, die mich gut unterhalten konnten, die ich aber jetzt nicht unbedingt ein zweites Mal lesen muss. Und so habe ich es bei Verity auch empfunden.

      Gib dem Buch aber auf jeden Fall eine Chance! Ich bin ja selbst ein grosser Fan der Autorin und liebe ihren Schreibstil. Allein deshalb lohnt sich das Buch schon :) Über alles andere kann man auch hinwegsehen :D Ich wollte es aber bei meiner Rezension nicht unerwähnt lassen.

      Liebe Grüsse und viel Spass mit dem Buch!

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  2. Hallo liebe Mel,
    ich hatte dieses Buch auch schon im Blick. Allerdings wollte ich erstmal einige Rezensionen abwarten. Die konnte ich derweil auch schon lesen. Aber es war bislang noch keine darunter, die so aussagekräftig war, wie deine. Ich konnte mir jetzt ein sehr gutes Bild von dem Buch machen. Dafür danke ich dir. Ob ich es lesen werde ... ich weiß es noch nicht so genau. Ich bin ein großer Fan von C.Hoovers Büchern. Allerdings habe ich auch noch einige von ihr auf der Wunschliste.

    Ich wünsche dir ein wunderschönes Wochenende und einen guten Start in deine neue Woche <3

    Ganz liebe Grüße
    Tanja

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    1. Hallo Tanja

      Es ist definitiv anders als CoHos bisherige Bücher. :)

      Vielen Dank, das wünsche ich dir auch!

      LG

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  3. Hallo liebe Mel,

    ich hatte diesem Buch erst nicht wirklich Aufmerksamkeit geschenkt, weil ich davon ausgegangen bin, dass es sch nur um einen weiteren NA-Roman handelt, was halt einfach nicht mein Genre ist. Umso überraschter war ich dann, als ich herausgefunden habe, dass es sich um einen Thriller handelt, der tatsächlich auch ziemlich interessant klingt.
    Von daher schade, dass du ein paar Kritikpunkte hattest, viele Sexszenen klingen in der Tat relativ anstrengend. :x

    Liebe Grüße ♥

    PS: Ich veranstalte am Wochenende einen Lesemarathon und würde mich freuen, wenn du Lust hättest, mitzumachen. :)

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    1. Hallo Dana

      NA ist ja auch überhaupt nicht mehr mein Genre, wobei man schon sagen muss, dass auch bei "Verity" Elemente dieses Genres zu finden waren. Aber es gibt ja viele Leser*innen, die sowas gerne lesen, von daher ist das sicher Geschmackssache. Für mich lesen sich die Szenen immer gleich und sie tragen nichts Wesentliches zur Handlung bei. Deshalb überfliege ich sie auch einfach oft :D

      Und beim Lesemarathon habe ich mich inzwischen angemeldet, wie du ja gemerkt hast. Vielen Dank für den Hinweis ♥

      Liebe Grüsse

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  4. Hi Mel,

    als großer Fan von Colleen Hoover werde ich das Buch sicher früher oder später lesen und da ich eher selten zu Thrillern greife, habe ich insofern auch nicht so viel Vergleichsmaterial, doch vor allem dein Fazit erinnert mich sehr an meine Gefühle bzw. Gedanken beim Lesen von 'Too Late'. Die Idee war gut, der Schreibstil sowieso, aber an der Umsetzung haperte es. Man merkte dem Buch, genau wie du es beschreibst, an, dass es irgendwie unausgereift war und nicht vernünftig lektoriert wurde. Das finde ich sehr schade, denn als so erfolgreiche Autorin sollte Colleen Hoover es eigentlich besser wissen. Ein Lektorat macht ein Buch immer besser und ich finde auch nicht, dass man diesen Umstand mildernd berücksichtigen sollte, immerhin ist sie schon lange keine Debutautorin mehr. Trotzdem bin ich gespannt auf das Buch und darauf, ob sie mich aufgrund meiner geringen Thriller-Erfahrung dann wenigstens mehr überraschen kann als dich.

    Viele Grüße, Stephie

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    1. Hallo Stephie

      "Too Late" steht ja noch auf meiner to-read Liste, bisher bin ich noch nicht dazu gekommen es zu lesen. Ist "Too Late" denn auch ein Thriller? Ich könnte mir nach deiner Beschreibung aber vorstellen, dass mein Urteil bei "Too Late" ähnlich ausfallen könnte, wie hier bei Verity. Ich fand schon, dass man einen Qualitätsunterschied zu lektorierten Büchern gemerkt hat.

      Ich bin schon gespannt, wie dir Verity gefallen wird! :)

      Liebe Grüsse

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