Elian und Lira – Das wilde Herz der See

by - August 05, 2018

(© dtv)

Elian und Lira – Das wilde Herz der See*
von Alexandra Christo

Bewertung: ★★★★★

YA Fantasy, 384 Seiten
Erscheinungsdatum: 20. Juli 2018
Verlag: dtv


*Rezensionsexemplar. Vielen lieben Dank an den Verlag!

Inhaltsangabe:
Eine Fantasywelt, so betörend wie ein Sirenenlied - düster, romantisch und voller Sogkraft
 
Lira ist die Tochter der Meereskönigin. Jahr für Jahr ist sie dazu verdammt, einem Prinzen das Herz zu rauben. Doch dann begeht sie einen Fehler und ihre Mutter verwandelt sie zur Strafe in die Kreatur, die sie am meisten verabscheut – einen Menschen. Und sie stellt Lira ein Ultimatum: Bring mir das Herz von Prinz Elian oder bleib für immer ein Mensch. Elian ist der Thronerbe eines mächtigen Königreichs. Doch das Meer ist der einzige Ort, an dem er sich wirklich zu Hause fühlt. Er macht Jagd auf Sirenen, vor allem auf die eine, die so vielen Prinzen bereits das Leben genommen hat. Als er eines Tages eine junge Frau aus dem Ozean fischt, ahnt er zunächst nicht, wen er da an Bord geholt hat. Bald wird aus Misstrauen jedoch Leidenschaft und das Unerwartete geschieht – die beiden verlieben sich ineinander. (© dtv)

Meine Meinung:

"Elian und Lira - Das wilde Herz der See" war mir bereits aufgrund des Hypes in der englischsprachigen Lesercommunity bekannt. Die deutsche Übersetzung ist nur wenige Monate nach dem Original erschienen und sticht besonders durch das ausserordentlich hübsche und ansprechende Cover heraus (das meiner Meinung nach das Originalcover um Längen übertrifft!). Doch ein schönes Cover bedeutet natürlich noch nicht, dass die Geschichte dahinter genauso toll ist, deshalb war ich gespannt, ob ich mich in die Lobgesänge einreihen würde. Und so viel darf ich schon mal verraten: Das tue ich!

Das Buch wird aus zwei Perspektiven erzählt. Wer diese beiden Personen sind, verrät bereits der Titel: Auf der einen Seite haben wir Lira, die nicht nur eine Sirene, sondern auch die Tochter der Meeresgöttin ist und sich in der Menschenwelt mit dem Titel „der Fluch des Prinzen“ einen abschreckenden Namen gemacht hat. Auf der anderen Seite haben wir Elian, Kronprinz und Thronerbe des Reichs Midas, der sich seine Zeit aber lieber als Pirat und Sirenenjäger (und –killer) vertreibt. Wie man den beiden sehr gegensätzlichen Beschreibungen bereits entnehmen kann, stehen die beiden Protagonisten auf ganz unterschiedlichen Seiten und der eine will jeweils den Tod des anderen. Ein Aufeinandertreffen der beiden verspricht deshalb spannend zu werden. Zur Unterscheidung der beiden Perspektiven sind die Kapitel jeweils in unterschiedlichen Schriftarten geschrieben, je nachdem ob gerade Lira oder Elian zu Wort kommt. Das fand ich unglaublich hilfreich, vor allem, wenn man mitten im Kapitel einen kleinen Unterbruch macht, musste ich nicht jedes Mal an den Anfang des Kapitels springen, um zu schauen, aus wessen Augen man gerade die Handlung verfolgt. Eine wirklich tolle Idee!

Die Story beginnt direkt mitten im Geschehen. Ohne langes Vorgeplänkel begleiten wir zuerst Lira dabei, wie sie ihrem Titel alle Ehre macht und auf skrupellose und bösartige Weise einen unschuldigen Prinzen mit ihrem Sirenengesang in die Tiefe des Meeres zieht, um ihm dann sein Herz aus der Brust zu reissen. An dieser Stelle wurde mir zum ersten Mal bewusst: mit der Disneyvorlage „Die kleine Meerjungfrau“, mit der das Buch oft verglichen wird, hat die Handlung nur wenig gemeinsam. Hier begegnen wir keinen fröhlich singenden Meeresbewohnern, die auf irgendwelchen Muscheln Melodien klimpern, sondern blutrünstigen Sirenen, die Jagd auf Menschen machen und zu allem Überfluss noch Spass daran haben. Diese Erkenntnis hat mich positiv überrascht und dazu geführt, dass mich die Story sehr schnell in ihren Bann gezogen hat. Besonders erfrischend fand ich den Umstand, dass es sich bei Lira nicht um die typische „Heldin“ handelt, sondern um jemand, der (zumindest zu Beginn) auf der „bösen Seite“ steht. Das ist ein mutiger Ansatz der Autorin und etwas, das sich ganz klar von vielen anderen Büchern aus dem Fantasy-Genre unterscheidet. Ein weiterer Pluspunkt also!
Die Story geht schliesslich damit weiter, dass Liras Mutter – die Meeresgöttin – über die spontane Prinzenjagd ihrer Tochter, von der sie erst im Nachhinein erfährt, nicht erfreut ist. Da die Meeresgöttin nicht für ihre Barmherzigkeit bekannt ist, möchte sie ihrer Tochter eine Lektion erteilen. Sie belegt Lira mit einem Fluch, den sie in eine menschliche Gestalt verwandelt. Um diesem Fluch zu entkommen, soll Lira ihrer Mutter Prinz Elian liefern. Falls sie das nicht schafft, wird sie für immer zum Menschsein verdammt sein.

An diesem Punkt wechselt die Perspektive zum ersten Mal zu Elian. Sein Handlungsstrang beginnt damit, dass er von einem magischen Kristall erfährt, der ihm die Macht verleihen soll, die Sirenen ein für alle Mal auszulöschen. Ohne zu zögern und mit den treusten Mitgliedern seiner Schiffscrew macht er sich deshalb auf der Suche nach dem Kristall. Auf seiner Reise stösst er auf eine junge Frau, die ganz alleine auf dem Meer treibt. In einer heldenhaften Aktion beschliesst er das Mädchen zu retten, ohne zu wissen, dass es sich um Lira, also ausgerechnet um eine Sirene handelt, auf die er bereits sein Leben lang Jagd gemacht hat. An Bord angekommen, erfährt Lira von Elians Plan und beschliesst, sich der Crew anzuschliessen. Auch sie möchte den Kristall in ihre Hände bekommen, allerdings aus einem ganz anderen Grund, den sie Elian nicht verrät.

Wie es dann genau weitergeht, möchte ich an dieser Stelle natürlich nicht verraten. Anders als der etwas irreführende Klappentext es vermuten lässt, steht aber nicht eine potentielle Liebesgeschichte zwischen Lira und Elian im Vordergrund, sondern viel mehr die Suche nach dem Kristall. Auf dieser Suche lauern immer wieder lebensgefährliche Situationen, in denen die Schiffscrew – und auch die beiden Protagonisten – um ihr Leben bangen müssen. Liras und Elians Kennenlernen ist nicht etwa als „Liebe auf den ersten Blick“ zu bezeichnen, sondern anfänglich durch Misstrauen und gegenseitige Abneigung geprägt. Die Gespräche der beiden sind herrlich amüsant, denn die beiden sind nicht auf den Mund gefallen. Statt vor dem ehrfürchtigen Prinzen Elian vor Demut niederzuknien, scheut Lira sich nicht, ihm Widerworte zu geben und ihre Klappe aufzureissen, was zu sehr unterhaltsamen Zankereien führt. Die angedeutete Liebesgeschichte entwickelt sich nur sehr subtil am Rande und spielt im Buch eine eher nebensächliche Rolle. Und genau das möchte ich positiv hervorheben und gilt in meinen Augen als ein weiterer Pluspunkt.

Ein kleiner Kritikpunkt ist dem Schlussteil gewidmet. Die Ereignisse überschlagen sich am Ende und führen zu einem blutrünstigen, actiongeladenen finalen Kampf zwischen Menschen und Sirenen. Trotzdem gab es das eine oder andere Ereignis, das ich in diesem Zusammenhang als etwas vorhersehbar und zu konstruiert empfunden habe. Der Grund dafür war der, dass meiner Meinung nach Einiges zu glatt und schnell verlaufen ist. Einerseits ist dafür das Buch nicht unnötig aufgebläht und weist zum Glück keine Längen auf, andererseits macht es das Finale stellenweise auch etwas unglaubwürdig und fühlt sich etwas zu sehr auf „Happy End“ getrimmt an. Aber das ist Jammern auf hohem Niveau.

Fazit:

Liras und Elians schlagfertige Wortgefechte, gepackt mit einem actiongeladenen Plot voller Gefahren, Kämpfen und Blutvergiessen haben das Abenteuer für mich als Leser nahezu perfekt gemacht. Etwas schade finde ich aber, dass in der offiziellen Inhaltsangabe darauf hingewiesen wird, dass die gegenseitigen Gefühle von Lira und Elian einen grossen Teil einnehmen würde. Denn eigentlich entwickelt sich das Ganze nur sehr subtil am Rande und spielt im Buch nur eine nebensächliche Rolle, was ich aber gleichzeitig Positiv hervorheben möchte.
Insgesamt ein sehr spannendes Fantasyabenteuer, für dessen etwas zu glatt verlaufender Schlussteil ich aber einen halben Stern abziehen muss. Trotzdem eine ganz klare Leseempfehlung für Fantasyfans! 4.5 Sterne gibt es davon von mir.

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4 Kommentare

  1. Huhu,

    bisher war ich bei dem Buch noch unsicher, ob es was für mich sein könnte, da ich Angst hatte, es wird zu sehr eine Liebesgeschichte, aber dem ist ja offensichtlich nicht der Fall. :D Also kann ich es beruhigt auf die WuLi packen. Ich liebe ja eigentlich Geschichten mit Meereswesen. <3

    LG Alica

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    1. Hallo Alica :)

      Dann kann ich dich wirklich total beruhigen, denn das ist nicht der Fall. Sie spielt zwar eine Rolle, aber ist nicht im Fokus der Handlung. Und wenn du Fan von Meereswesen bist, dann wirst du an dem Buch auf alle Fälle Gefallen finden, denn man erfährt einiges über Nixen, Sirenen und ihren Kampf mit den Menschen :)

      LG

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  2. Von diesem Buch hört und sieht man momentan so viel - und ich bin neidisch auf jeden, der schon in den Genuss kam, es zu lesen ;) Inbesondere die Tatsache, dass die Protagonistein eben nicht von Grund auf gut ist, fasziniert mich sehr - Antihelden finden man vor allem in der Jugendbuchliteratur ja eher selten. Da ich das englische Cover schöner finde als das deutsche, würde ich den Roman wahrscheinlich im Original lesen - du hast mir aber auf jeden Fall erneut richtig Lust gemacht! Danke!

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    1. Hallo :)

      Ja, dass die Protagonistin mal nicht (ausschliesslich) auf der guten Seite steht, liest man wirklich selten - da hast du recht! Bei dem Buch lohnt sich die Vorfreude sehr :) Ich hoffe, du findest bald Gelegenheit es selbst zu lesen und bin dann natürlich auf deine Meinung gespannt!

      Liebe Grüsse :)

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