[Rezension] Arkadien erwacht

by - Juli 27, 2019

(© Amazon / Carlsen Verlag)

Arkadien erwacht (Arkadien #1)
von Kai Meyer

Bewertung: ★★☆☆☆

YA Fantasy, 428 Seiten
Erscheinungsdatum: 15. Januar 2010
Verlag: Carlsen



Inhaltsangabe:
Schon bei ihrer Ankunft auf Sizilien fühlt sich Rosa, als wäre sie in einen alten Film geraten - der Chauffeur, der ihre zufällige Reisebekanntschaft Alessandro am Flughafen erwartet; der heruntergekommene Palazzo ihrer Tante; und dann die Gerüchte um zwei Mafiaclans, die seit Generationen erbittert gegeneinander kämpfen: die Alcantaras und die Carnevares, Rosas und Alessandros Familien. Trotzdem trifft sich Rosa weiterhin mit Alessandro. Seine kühle Anmut, seine animalische Eleganz faszinieren und verunsichern sie gleichermaßen. Doch in Alessandro ruht ein unheimliches Erbe, das nicht menschlich ist... (© Amazon / Carlsen Verlag)

Meine Meinung:

"Arkadien erwacht" lag seit 2014 auf meinem SuB und ich bin froh, dass ich das Buch endlich von meiner to-read Liste streichen kann. Es handelt sich um das erste Buch, das ich von Kai Meyer gelesen habe, deshalb wusste ich gar nicht, worauf ich mich einlassen würde.
Eigentlich hatte ich schon einmal vor einigen Wochen mit dem Hörbuch begonnen, musste es dann aber abbrechen. Der Grund dafür war einzig und allein die Wahl des Sprechers. Der Plot wird aus Sicht der 17-jährigen Protagonistin Rosa erzählt. Die Wahl des Sprechers fiel jedoch auf einen Mann, zum damaligen Zeitpunkt in seinen 40ern, dessen Stimme auch genauso alt klang. Warum man so eine dermassen unpassende Erzählerstimme wählt, ist mir schleierhaft. Und ich konnte mich dadurch auch absolut nicht auf die Story einlassen, denn es hört sich einfach seltsam an, einer erwachsenen Männerstimme zu lauschen, die einem weiss machen will, es handle sich um eine 17-jährige junge Frau. Man hätte sich wenigstens für eine Frau als Erzählerin entschieden können, wenn der Hauptcharakter schon weiblich ist. Das Hörbuch kann ich dieses Mal also ausnahmsweise mal überhaupt nicht empfehlen.

Nachdem ich diese Enttäuschung verdaut hatte, habe ich es also noch einmal mit dem Buch versucht und dieses Mal ist es mir deutlich schneller gelungen, einen Zugang zu Rosa und ihrer Geschichte zu finden. Wir begleiten Rosa Alcantara zu Beginn des Buches auf ihrer Reise nach Italien. Auffällig dabei ist vor allem Rosas anfängliche freche Art, mit der sie sich beim Flughafenpersonal nicht gerade beliebt macht. Als Leser*in merkt man jedoch schnell, dass sie es faustdick hinter den Ohren hat und sich nicht so schnell unterkriegen lässt. Das scheint auch einem Jungen in ihrem Alter aufzufallen, der sich später als Alessandro Carnevare entpuppt und ausgerechnet einem verfeindeten Mafiaclan der Familie Alcantara angehört. In Italien angekommen, muss Rosa schnell lernen, was es heisst, Teil der Alcantara Familiendynastie zu sein und welche Gefahren und Erwartungen dies mit sich bringt. Doch bald muss die 17-jährige feststellen, dass ihre Familie noch mehr verbirgt, als die üblichen Mafia-Machenschaften.
An dieser Stelle möchte ich nicht mehr über den Inhalt verraten, denn dies herauszufinden, macht einen grossen Teil des Lesevergnügens aus. Nur so viel sei verraten: Es hat etwas damit zu tun, dass das Buch dem Fantasy-Genre zuzuordnen ist.

Insgesamt kann ich sagen, dass die Ideen mit dem Fantasy-Aspekt der war, der mich am meisten überzeugen konnte. Das ganze Mafiagedöhns klingt in der Theorie zwar sehr interessant, aber die Umsetzung fand ich richtig schlecht gemacht. Zu keinem Zeitpunkt kam bei mir das Gefühl auf, dass es sich tatsächlich um Mafiafamilien handelt, denn die ganzen Interaktionen zwischen den verschiedenen Clans und deren Handlungen wirkten auf mich absolut konstruiert und unglaubhaft. Das alles machte auf mich den Eindruck, als würden ein paar Teenager Mafia spielen, statt tatsächlich Teil davon zu sein. Das fängt schon damit an, dass Rosas Schwester Zoe ihr bei ihrer Ankunft einen gefälschten Ausweis in die Hand drückt, mit dem sie plötzlich volljährig ist und gleich noch dazu einfach so - ohne jemals im Leben eine Fahrstunde gehabt zu haben - Autofahren darf. Die Begründung liefert Zoe gleich mit: Hier macht das jeder so. Hahaha, ja genau.
Auch der Schauplatz Italien kam bei mir so gar nicht an. Das Buch hätte genauso gut an einem x-beliebigen Ort spielen können, denn es kam bei mir zu keinem Zeitpunkt das typische italienische Flair auf und das obwohl man daraus so viel hätte machen können und dieses Land so viel Charme besitzt, der unbenutzt blieb.
Was die Charaktere angeht, so wurden vor allem Rosa und Alessandro in den Vordergrund gerückt, blieben aber bis zuletzt sehr blass und eindimensional. Rosas anfängliche kecke Art ging sehr schnell verloren, so als ob es sich im späteren Verlauf um einen komplett anderen Charakter handeln würde. Einzig ein Ereignis aus Rosas Vergangenheit soll ihr etwas mehr Tiefe verleihen. Doch das allein reicht leider nicht aus, um einen vielschichten Charakter zu schaffen. Rosas und Alessandros angedeutete Beziehung im Klappentext entwickelt sich selbstverständlich genauso vorhersehbar zu einer Insta-Liebe, wie es die Inhaltsangabe vermuten lässt und hat mich nur mit einem müden Gähnen zurückgelassen.
Auch der Schreibstil konnte mich leider nicht überzeugen. Ich war überrascht, wie simpel Meyers Schreibstil ist: Kurze, abgehakte Sätze, die keinerlei Emotionen oder bildhafte Beschreibungen enthalten. Alles liest sich sehr nüchtern und teilnahmslos.

Fazit:

"Arkadien erwacht" ist eine Geschichte um eine 17-jährige Protagonistin, die nach Italien reist und feststellt, dass sie nicht nur Teil eines Mafiaclans ist, sondern ihre Familie noch ein ganz anderes Geheimnis bewahrt. Die Idee hätte Potential gehabt, das leider nicht mal annähernd genutzt wird. Weder das Storytelling, noch die Charaktere oder der Schreibstil konnten mich überzeugen. Insgesamt wirkte die Mafiathematik sehr unglaubwürdig und konstruiert. Mich hat dieser Reihenauftakt eher gelangweilt und enttäuscht zurückgelassen, deshalb werde ich die Folgebände nicht mehr lesen. Mehr als 2 Sterne kann ich für das Buch nicht vergeben.

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6 Kommentare

  1. Hallo Mel,

    schade, dass dich das Buch nicht überzeugen konnte. Ich habe die Trilogie sehr gerne gelesen und deine Kritikpunkte anders bzw. oft eher gegenteilig empfunden (dank der Reihe kam bei mir eher der Wunsch auf, einmal nach Sizilien zu reisen), aber ich mochte als Kind auch "Frostfeuer" von dem Autor gar nicht und schätze, dass sein Stil sehr stark Geschmackssache ist. Weswegen ich bis heute auch keine anderen Bücher von ihm gelesen habe, obwohl viele ja so gehypt werden. ^^

    Ich hoffe, dein nächstes Buch gefällt dir wieder mehr! :)

    Liebe Grüße
    Dana

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    1. Hallo Dana

      Na, das ist doch toll, wenn dir das Buch bzw. die Reihe besser gefallen hat als mir. So ist das halt manchmal mit Büchern, Geschmäcker sind verschieden. :) "Frostfeuer" sagt mir gar nichts, aber ich glaube "Die Seiten der Welt" liegt auch noch irgendwo auf meinem eReader, wobei ich unsicher bin, ob ich das Buch noch lesen soll, weil ich mit dem Schreibstil des Autors nicht so viel anfangen konnte. Immerhin konnte ich so endlich eine SuB-Leiche erlösen :D

      Liebe Grüsse

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  2. Hallihallo.
    Mir geht´s ähnlich wie Dana: ich habe die Arkadien-Reihe auch sehr gemocht, sie Anfang dieses Jahres sogar erneut nochmal komplett gelesen. Sicher, manche Ideen und die Umsetzungen sind etwas hanebüchen - das wird bei den beiden Folgebänden auch nicht wirklich besser, eher im Gegenteil - aber irgendwie mochte ich die Geschichte im Gesamten dennoch sehr.
    Ich habe im Laufe der Zeit einige Bücher von Kai Meyer gelesen, muss aber sagen, dass ich tatsächlich auch gerade mit seinen großen Erfolgen, mit den Büchern, die wirklich sehr gehyped werden, nicht so viel anfangen kann. Wie Dana schon schrieb, "Frostfeuer" fand ich auch nicht gut, war total langweilig, und mit "Die Seiten der Welt" konnte ich leider auch gar nichts anfangen, das hab ich nach 50 Seiten oder so abgebrochen, als plötzlich ein Sessel und eine Lampe miteinander gesprochen haben. ?! Da dachte ich mir, ok, das wird nicht meine Geschichte, und habe sie abgebrochen.
    Kai Meyer ist Geschmackssache, und die variiert dann auch noch von Buch zu Buch, finde ich.

    Viele Grüße
    Caroline

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    1. Hallo Caroline

      Es freut mich, dass dich die Reihe mehr begeistern konnte. "Arkadien erwacht" war mein erstes Buch des Autors, deshalb wusste ich gar nicht so genau, worauf ich mich einlassen würde. Einen bleibenden Eindruck hat er bei mir aber jetzt nicht unbedingt hinterlassen. Mal sehen, ob ich "Die Seiten der Welt" noch lesen werde, oder es ungelesen aussortiere. Was du schreibst, klingt ja schon fast amüsant :D

      Liebe Grüsse

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  3. Huhu,
    Schade,dass dich "Arkadien erwacht" nicht überzeugen konnte.Ich habe das Buch damals (2013) total abgefeiert und geliebt.Auch die zwei Folgebände gefielen mir unglaublich gut. Gerade weil auch diese Mafiawelt mal was anderes ist, fand ich die Geschichte soo super! Andere Bücher von Meyer hingegen gefielen mir weniger ;)
    LG Colette

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    1. Hallo Colette

      Ja, das war auch die Rückmeldung, die ich von den meisten bekommen habe - viele konnten gar nicht nachvollziehen, dass mir das Buch nicht gefallen hat. Hätte ich das Buch auch vor 6 Jahren gelesen, hätte es mir vielleicht noch besser gefallen, weil ich noch nicht so viele andere YA Bücher gelesen hätte, die meine Ansprüche angehoben haben :D
      Ich hätte ja noch "Die Seiten der Welt" von Meyer auf meinem SuB. Aber nachdem mir Arkadien nicht gefallen hat und viele Leserinnen zu mir meinten, dass ihnen die anderen Bücher von Meyer nicht gefallen hätten, bin ich unsicher, ob ich es überhaupt noch mit einem anderen Werk des Autors versuchen soll.

      Liebe Grüsse

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