[Rezension] Der Insasse

by - Juli 28, 2019

(© Amazon / Droemer Verlag)

Der Insasse
von Sebastian Fitzek

Bewertung: ★★★★☆

Thriller, 371 Seiten
Erscheinungsdatum: 24. Oktober 2018
Verlag: Droemer eBook


Inhaltsangabe:
Ein vermisstes Kind - ein verzweifelter Vater - ein Höllentrip ins Innere der Psychiatrie

​Zwei entsetzliche Kindermorde hat er bereits gestanden und die Berliner Polizei zu den grausam entstellten Leichen geführt. Doch jetzt schweigt der psychisch kranke Häftling Guido T. auf Anraten seiner Anwältin. Die Polizei ist sicher: Er ist auch der Entführer des sechsjährigen Max, der seit drei Monaten spurlos verschwunden ist. Die Ermittler haben jedoch keine belastbaren Beweise, nur Indizien. Und ohne die Aussage des Häftlings werden Max' Eltern keine Gewissheit haben und niemals Abschied von ihrem Sohn nehmen können.

Drei Monate nach dem Verschwinden von Max macht ein Ermittler der Mordkommission dem verzweifelten Vater ein unglaubliches Angebot: Er schleust ihn in das psychiatrische Gefängniskrankenhaus ein, in dessen Hochsicherheitstrakt Guido T. eingesperrt ist. Als falscher Patient, ausgestattet mit einer fingierten Krankenakte. Damit er dem Kindermörder so nahe wie nur irgend möglich ist und ihn zu einem Geständnis zwingen kann.

Denn nichts ist schlimmer als die Ungewissheit.
Dachte er.
Bis er als Insasse die grausame Wahrheit erfährt ...  (© Amazon / Droemer Verlag)

Meine Meinung:

Sebastian Fitzek bleibt sich auch in seinem neusten Werk treu, das im vergangenen Herbst erschienen ist, und wählt als Schauplatz seines neuen Psychothrillers eine geschlossene psychiatrische Anstalt, in der sich straffällige Patienten befinden. Protagonist in "Der Insasse" ist Till, ein Familienvater, dessen Sohn vor einem Jahr verschwunden ist. Nachdem der vermeintliche Täter Guido T. gefasst werden konnte, Max Leiche aber nach wie vor nicht gefunden wurde, macht Till es sich zur Aufgabe, Guido T. zu einem Geständnis an der Entführung seines Sohnes zu bringen, um so endlich Gewissheit zu bekommen, was mit Max geschehen ist.
Sein Plan sieht vor, dass sein Schwager - ein Polizist - ihn durch die Übernahme einer anderen Identität in die Psychiatrie einweist. Doch der Plan weist von Anfang an viele Stolperfallen auf: Ist Till erst einmal in der Psychiatrie drin, dann ist er auf sich alleine gestellt. Dennoch lässt er sich nicht von seiner Idee abbringen und als er, getarnt als Patrick Winter, tatsächlich erfolgreich in die Psychiatrie eingeschleust werden kann, muss er bald feststellen, dass er keine Ahnung hat, wie er an Guido T. herankommen soll, sondern auch, dass seine gefälschte Identität nicht das ist, was anfangs geglaubt hatte.

Wenn ihr jetzt denkt: Dieser Plot ist doch total hanebüchen! Dann liegt ihr damit richtig, denn das ist er auch. Man darf die Story keinesfalls zu sehr hinterfragen, denn man wird bestimmt zig Ungereimtheiten und Logiklöcher finden. Und obwohl die Handlung haarsträubend und absurd ist, hat es Fitzek doch einmal mehr geschafft, mich mit seinem Schreibstil zu packen. Ich kann es einfach nur bei jedem seiner Bücher wiederholen: Der Mann kann schreiben und weiss, wie man einen guten Spannungsbogen aufbaut. Jedes Mal, wenn ich eines seiner Bücher lese, kann ich es gar nicht mehr aus der Hand legen. Jedes Kapitel endet so spannend, dass man einfach umblättern und weiterlesen muss. Die Story ist da für mich nur zweitrangig. Ich habe mich inzwischen an Fitzeks teilweise sehr weit hergeholte Plots gewöhnt und habe mich dadurch ganz einfach von der Handlung berieseln lassen, ohne sie diesmal zu sehr in Frage zu stellen.
Nachdem ich nun einige Thriller des Autors gelesen habe, fiel es mir bei "Der Insasse" überraschenderweise leichter, mich in Fitzeks Denkweise hineinzuversetzen. Während dem Lesen habe ich mir natürlich Gedanken darum gemacht, was eigentlich genau vor sich geht und habe mit meinen Vermutungen gar nicht mal so falsch gelegen. Natürlich hat es geholfen, dass ich das Buch sehr aufmerksam gelesen habe und mir dadurch Fitzeks Hinweise auf die Auflösung, die er immer wieder miteinfliessen lässt, nicht entgangen sind.
Das Buch endet, wie gewohnt in einem spannenden Finale und wird - wie nicht anders zu erwarten - mit einer sehr weit hergeholten Erklärung aufgelöst, die aber ganz und gar dem typisch Fitzek ist.

Fazit:

Wo Fitzek draufsteht, ist Fitzek drin. Auch in "Der Insasse" bleibt der Autor seinem gewohnten Schema und Erfolgsrezept treu und liefert uns einen fesselnden Psychothriller, der dieses Mal in einer psychiatrischen Institution für straffällige Patient*innen spielt. Der Plot ist, wie man es von Fitzek kennt, stellenweise haarsträubend und absurd, doch der packende Schreibstil des Autors macht es einem schwer, das Buch aus der Hand zu legen, so dass ich das Buch innerhalb eines Tages verschlungen habe. Den Plot darf man nicht zu sehr hinterfragen, denn sonst wird man auf viele Ungereimtheiten stossen, die einem den Lesespass nehmen. Am besten lässt man sich einfach von dem spannenden Thriller berieseln, ohne grosse Fragen zu stellen. Von mir gibt es für dieses Buch 3.5 Sterne.

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6 Kommentare

  1. Hallo Mel,

    bei dem kleinen Hype um den Autoren tendiere ich zunehmend dazu, aus Neugierde mal ein Buch von ihm zu lesen. Ob ich dieses nehmen würde, weiß ich allerdings nicht. Wobei mich dieses "an den Haaren herbeigezogene Plots" ein wenig abschreckt. :D
    Auf jeden Fall eine tolle Rezension von dir!

    Liebe Grüße
    Dana

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    1. Hallo Dana

      Ich bin vor einiger Zeit ja auch nur aufgrund des Hypes auf Fitzek aufmerksam geworden, war dann aber nicht ganz so begeistert, wie scheinbar der Rest der Leserschaft :D Als Einstieg würde ich dir "Der Insasse" nicht empfehlen. Ich habe heute "Abgeschnitten" von Fitzek gelesen, das in Zusammenarbeit mit einem Rechtsmediziner entstanden ist und dadurch deutlich realitätsnäher gestaltet ist. Vielleicht wäre das etwas für dich. Ansonsten wurde mir "Der Seelenbrecher" auch immer sehr weiterempfohlen, allerdings fand ich da die Auflösung auch ein bisschen doof :D

      Liebe Grüsse

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  2. Hi Mel,
    ich habe "Der Insasse" vor ein paar Monaten gelesen und an sich hat mir die Geschichte echt gut gefallen, weil ich das Ende tatsächlich nicht erraten habe. Das Problem an der Geschichte ist aber, dass der Plot der Schlüssel zur Auflösung ist und viele Leser*innen berechtigterweise mit den Augen rollen, wenn sie den Plot hören, weil man sich wirklich nicht vorstellen kann, das Leute "einfach so" in eine forensische Abteilung einer Psychiatrie kommen.

    Was mich an der Geschichte störte, war der hohe Anteil an psychsicher und diesmal auch körperlicher Gewalt. Es kann sein, dass ich das bei den anderen Titeln einfach besser ausblenden konnte, oder das die Anteile dort nicht so hoch waren. Als z.B. eine Prügelei geschildert wird, saß ich vor der Geschichte und habe mich gefragt, ob ich das wirklich so detailliert wissen möchte.

    Im Oktober kommt ja ein neuer Roman des Autors raus und ich bin wieder sehr gespannt auf die Geschichte.

    viele Grüße

    Emma

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    1. Hallo Emma :)

      Wenn ich nicht schon mehrere Thriller von Fitzek gelesen hätte, dann hätte ich das Ende wahrscheinlich auch nicht erraten. Aber es macht sich doch ein Muster bei ihm bemerkbar, das seine Auflösungen etwas vorhersehbarer werden lässt.

      Das mit der Gewalt hatte ich in einigen anderen Rezensionen auch als Kritikpunkt gelesen und kann ich gut nachvollziehen. Mich hat es nicht so sehr gestört, aber nötig fand ich diese Detailierte Schilderungen, die offensichtlich nur den/die Leser*in ekeln sollten, auch nicht.

      Auf den neuen Roman bin ich auch schon gespannt :)

      Liebe Grüsse

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    2. Wow, ich bin wirklich schwer beeindruckt, dass Du sein Muster durchschaut hast. Ich habe bisher auch einige Titel von dem Autor gelesen und bin bisher nur hinter das "Spannungsaufbau"-Muster gekommen.


      SPOILER

      Er beschreibt ja am Ende des Kapitels meistens, wie ein Charakter auf ein Ereignis reagiert, oder auf etwas reagiert, das er gerade gesehen hat. Aber erst zu Beginn des nächsten Kapitels wird uns verraten, was der Auslöser für die Reaktion des Charakters war. Das finde ich ein echt spannendes Stilmittel.


      SPOILER ENDE (wobei ich mich echt frage, ob das überhaupt ein Spoiler ist, wel ich ja keine inhaltlichen Details schildere).

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    3. Also nicht, dass du mich falsch verstehst, ich habe die Auflösung natürlich nicht im Detail vorhergesehen, aber, dass --- ACHTUNG SPOILER!! --- der Protagonist nicht der ist, der er glaubt zu sein bzw. vorgibt zu sein war mir irgendwie sehr klar. --- SPOILER ENDE ---

      Und ja, das Stilmittel beschreibe ich ja immer so schön als "Cliffhanger am Ende jedes Kapitels" :D Genau deshalb mag ich Fitzeks Bücher sehr gerne, ich kann sie dann einfach nicht mehr aus der Hand legen. Nur die Ideen dahinter sind manchmal etwas gewöhnungsbedüftig :D

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