[Rezension] Dr. Riedls 20:80 Expressküche

by - Januar 24, 2020

(© Netgalley / GU Verlag)

Dr. Riedls 20:80 Expressküche* Abnehmen nach dem Erfolgsprinzip
von Dr. med. Matthias Riedl

Bewertung: ★★★☆☆

Cookbook, 160 Seiten
Erscheinungsdatum: 02. Dezember 2019
Verlag: GU


*Rezensionsexemplar von Netgalley.

Inhaltsangabe:
Wenig ändern, viel erreichen – so lautet das Motto des bekannten Ernährungsmediziners und Bestseller-Autors Dr. Matthias Riedl. Sein neuer Band zum Erfolgsprinzip 20:80 richtet sich an alle Abnehmwilligen, die gesunde Alternativen zu gängigem Fast Food suchen. Zusammen mit seinem Ernährungsteam zeigt Dr. Riedl, dass auch schlanke Küche einfach und schnell gehen kann: 70 Expressrezepte mit wenigen Zutaten, maximal 20 Minuten Zubereitungszeit und jeder Menge Geschmack sind der beste Beweis! Eine ausgewogene Kombi aus hochwertigem Eiweiß, gesunden Fetten und langsamen Kohlenhydraten macht angenehm satt und sorgt für Energie – und das dreimal am Tag. Da können Fertigpizza, Burger & Co. einpacken! Kurze Selbsttests helfen, den eigenen Abnehmtyp zu bestimmen und zu erkennen, welche Maßnahmen beim Abnehmen die größten Erfolge versprechen. Extra Tipps und Küchen-Hacks zeigen, wie Kochen und Einkaufen noch einfacher und schneller gehen können. – Der direkteste Weg zum Wohlfühlgewicht! (© Netgalley / GU Verlag)

Meine Meinung:

Dr. Riedls Kochbuch hat mich aufgrund seiner 20:80 Methode sehr neugierig gemacht. Ich muss vorausschicken, dass ich aber nicht unter Übergewicht leide, dass mich Tipps für noch gesündere Ernährungsweisen aber immer interessieren - und wenn ich dabei noch 1-2 Kilo verlieren kann, ist sage ich natürlich auch nicht Nein ;-)

Das Buch enthält eine relativ lange Einleitung. Dr. Riedl erläutert, dass seine Diät in seiner Klinik bei übergewichtigen Patient*innen sehr erfolgversprechend sein soll und er deshalb nun auch ein Kochbuch mit entsprechenden Rezepten für die Allgemeinheit bereitstellen will. Das System ist auf den ersten Blick sehr einfach zu erklären und eigentlich auch schon auf dem Cover abgebildet: Angeblich muss man mit dieser Diät nur 20% seiner Essgewohnheiten ändern und darf 80% beibehalten. Klingt auf den ersten Blick gut. Je länger ich allerdings darüber nachgedacht habe, desto skeptischer wurde ich. Ich kann aber verstehen, weshalb er den Ansatz auf diese Art und Weise verkauft. Ich habe in meiner Familie selbst enge Verwandte, die unter Adipositas leiden und da ist die Vorstellung, dass man sein komplettes Essverhalten umstellen darf und sich nichts Ungesundes/Süsses/Kalorienhaltiges mehr gönnen darf, sehr abschreckend. Da klingt eine 20%ige Veränderung eines über Jahre andauernden Verhaltens viel ansprechender. Aus psychologischer Sicht macht dieses Versprechen zum Erreichen einer Motivation für eine Verhaltensveränderung also auf jeden Fall Sinn.

Die 20:80 Diät besteht aus zwei Schritten: Als Erstes soll man einen Ernährungscheck durchführen. Dafür soll man sich selbst 5 Esstypen zuordnen und zusätzlich einen Basis-Check über unterschiedliche Gewohnheiten ausfüllen. Nachdem man sich den eigenen ungesunden Essverhaltensweisen klar geworden ist, geht es im zweiten Schritt darum, die Gewohnheiten schrittweise mit verschiedenen Massnahmen zu verändern. Die enthaltenen Rezepte sollen eine Hilfestellung dafür bieten.

Grundsätzlich klingt das alles sehr interessant und vielversprechend, bei mir hat allerdings das Problem schon damit begonnen, dass ich mich selbst keinem der 5 Esstypen zuordnen konnte. Es gibt  den "Esspraktiker", der sich oft von Fertigprodukten ernährt, den "Feinschmecker", der nach Genuss isst, ohne auf Nährwerte zu achten, den "Natürlichesser", der aufgrund seiner gesunden Ernährungsweise zu viel Obst isst, den "Kaloriensparer", der trotz zahlreicher Diäten unter Übergewicht leidet und den "Gewohnheitsesser", der typische Verhaltenssüchte wie eine Tafel Schokolade pro Tag oder Chips vor dem Fernseher isst. Der Autor schreibt zwar, dass man möglicherweise mehreren Typen zugeordnet werden kann, aber ich habe mich nirgends beim eigentlichen Problem wiedererkannt. Ich bin zwar eine "Natürlichesserin", aber esse nicht zu viel Obst. Ich bin auch ein "Gewohnheitsesserin", aber esse Schokolade nur im Mass. Genau gleich erging es mir auch beim Basis-Check. Dort werden unterschiedliche Gewohnheiten zum Essen, zur Gesundheit & Medikamenten oder zum Lebensstil & Stress abgefragt. Hier werden einige typische Kalorienfallen wie "Ich trinke gerne Süssgetränke" oder "ich muss zwischendurch immer etwas essen" aufgeführt. Ich selbst trinke aber nur Wasser und kann mich sehr gut an die drei Mahlzeiten pro Tag halten, weil ich mich vermutlich schon sehr ausgewogen und gesund ernähre. Das hat mir gezeigt, dass das Buch wohl tatsächlich nur für Personen mit Adipositas geeignet ist, die unter einem problematischen Essverhalten leiden. Und das ist auch gar keine Kritik am Buch, sondern lediglich eine Feststellung. Ich finde es toll, dass es solche Bücher gibt. In den darauffolgenden Seiten sind nämlich noch einmal viele allgemeine Tipps für eine gesündere Ernährung zusammengefasst, die aber wahrscheinlich für Menschen wie mich, die sich bereits bewusst gesund und ausgewogen ernähren, nichts Neues sind.

Nach diesem theoretischen Input habe ich natürlich auch einige der vorgestellten Rezepte ausprobiert. Die Rezepte sind nach "Frühstück", "Warme" und "Kalte Mahlzeiten" und "Desserts" unterteilt. Es waren zu meinem Glück auch einige vegetarische Rezepte enthalten, aber Fleischesser haben natürlich noch mal deutlich mehr Auswahl. Ich habe schliesslich das "Hüttenkäse-Müsli", den "Gebratenen Fenchel mit Kräutertofu" und die "Linsennudeln mit Radicchio" nachgekocht bzw. ausprobiert. Von den drei Rezepten konnte mich aber nur das letzte geschmacklich überzeugen. Bei den ersten beiden Rezepten hatte ich beide Male das Gefühl, dass etwas fehlt und die Mahlzeiten haben sich wie ein Verzicht angefühlt. Mal ganz abgesehen davon, dass mir beides nicht so richtig geschmeckt hat. Die Linsennudeln dagegen waren sehr lecker - ich habe aber auch beide Zusatztipps berücksichtigt und die Mahlzeit mit (ordentlich viel) Parmesan und gerösteten Pinienkernen aufgepimpt, was letztendlich vermutlich nicht mehr ganz so gesund wie vorgesehen war - geschmeckt hat es dafür fantastisch.

Ich hatte abschliessend den Eindruck, dass das Buch nicht ganz das halten kann, was es verspricht. Sowohl die praktischen Massnahmen zur Umstellung der eigenen Ernährung, als auch die nachgekochten Rezepte haben sich wie sehr grosse Veränderung für mein bisheriges (mehrheitlich bereits gesundes und ausgewogenes) Essverhalten angefühlt. Und das war irgendwie ironisch, denn scheinbar soll man doch 80% des bisherigen Essverhaltens beibehalten dürfen - die Diät an sich funktioniert aber eher so, dass man 80% verändern und 20% beibehalten darf. Das einzige Positive an der Diät war für mich der Umstand, dass man die Ernährung schrittweise umstellen soll. Das beisst sich für mich allerdings dann mit dem Befolgen der Rezepte. Für mich ist das Konzept noch etwas unausgereift und nicht zu Ende gedacht. Aber vielleicht liegt das auch daran, dass man in diesem Buch ja bloss einen Überblick über das 20:30 Prinzip erhält.

Fazit:

Die 20:80 Methode hört sich im ersten Moment sehr interessant an, weil sie einem verspricht, dass man 80% des bisherigen Essverhaltens beibehalten kann und nur 20% seiner Essgewohnheiten verändern muss. Nachdem ich das Buch nun gelesen und einige Rezepte ausprobiert habe, stellt sich die Realität bzw. die praktische Umsetzung dieser Diät ganz anders dar. Zwei von drei Mahlzeiten haben sich für mich wie ein Verzicht angefühlt und man muss deutlich mehr, als bloss 20%, verändern, wenn man alle Gewohnheiten schrittweise verändern will, die zu Übergewicht führen (können). Für mich hält damit das Prinzip nicht das, was es scheinbar verspricht. Zumal der Einfluss von sportlichen Aktivitäten und Bewegung komplett weggelassen wird, was erfahrungsgemäss bei der Gewichtsreduktion einen sehr grossen und wichtigen Teil zum Abnehmen darstellt. Für mich ist die Methode nichts, das ich unbedingt weiterempfehlen würde. Dafür hat mich die Umsetzung leider zu wenig überzeugt. Deshalb gibt es von mir nur 3 Sterne.

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2 Kommentare

  1. Hallo liebe Mel,
    den Gedanken die Ernährung nach und nach und nicht auf einen Schlag vollkommen umzustellen, finde ich sehr sinnvoll. Während des Lesens deines Beitrages und bei deinen Worten, dass du dich in keinem der aufgeführten Verhaltenstypen wiedererkennen konntest, dachte ich mir schon: Vermutlich ernährst du dich schon vorbildlich und findest dich daher nicht in einer der Kategorien wieder.
    Sehr schade finde ich, dass dich von drei nachgekochten Rezepten nur eines geschmacklich zu überzeugen wusste und dass du das Gefühl hattest, dich trotz einer guten Ernährung, doch sehr umgestellt zu haben, was das Essverhalten angeht. Das war ursprünglich nicht das Versprechen des Autors gewesen.

    Von den genannten Gerichten hat mich vom Namen her das Hüttenkäse-Müsli sehr angesprochen. Das klang richtig gut.

    Ich danke dir für diese aussagekräftige Rezension. Ich habe sie sehr gerne gelesen.

    Ganz liebe Grüße
    Tanja

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    1. Liebe Tanja

      Das Hüttenkäse Müsli hat mich auch sehr neugierig gemacht, weil ich Hüttenkäse bisher nur auf belegten Broten oder im Salat gegessen habe. Aber im Müsli hat es mir dann letztendlich nicht geschmeckt. Da greife ich zukünftig doch lieber auf Magerquark oder Griechischen Joghurt zurück ;D

      Danke für deinen lieben Kommentar.

      LG

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