[Rezension] Der Joker

by - Januar 18, 2020

(© Random House Audio)

Der Joker
von Markus Zusak
Gelesen von Rainer Strecker

Bewertung: ★★★☆☆

YA Fiction, Audiobook 
Spieldauer: 7 Stunden 7 Minuten
Erscheinungsdatum: 10. März 2008
Verlag: Random House Audio


Inhaltsangabe:
In Eds Briefkasten liegt – eine Spielkarte. Darauf stehen drei Adressen. Die Neugier treibt Ed zu diesen Orten, doch was er dort sieht, bestürzt ihn zutiefst: drei unerträglich schwere Schicksale, Menschen, die sich nicht selbst aus ihrem Elend befreien können. Dreimal fasst er sich ein Herz, dreimal verändert er Leben. Da flattert ihm die nächste Karte ins Haus. Wer schickt ihn auf diese eigenartige Mission? (© Random House Audio)

Meine Meinung:

"Der Joker" war eines meiner ältesten Bücher auf meinem SuB und stammt ursprünglich von einer Liste von "100 Jugendbücher, die man gelesen haben muss". Ich hatte vorgängig keinerlei Vorwissen oder Infos über den Inhalt des Buches, sodass ich mich relativ unvoreingenommen auf die Geschichte einlassen konnte. Aus Zeitgründen habe ich dieses Mal auf das Hörbuch zurückgegriffen und ich habe erst am Schluss gemerkt, dass es sich um eine gekürzte Version handelt, was ich rückblickend sehr schade finde. Aber nun ist es zu spät.

Das Buch erzählt die Geschichte von Ed, einem jugendlichen Taxifahrer, der unabsichtlich in einen Banküberfall gerät. Dieses Ereignis sollte für immer sein Leben verändern, denn nachdem er glimpflich aus der Situation entkommen konnte, erreichen ihn einige Tage später immer wieder Spielkarten mit ganz besonderen Aufträgen. Ed entschliesst sich, diesen Aufgaben zu stellen und tritt mit jeder weiteren Spielkarte in das Leben fremder Menschen, auf das er auf eine bestimmte Art und Weise Einfluss nehmen wird.

Mehr möchte ich an dieser Stelle nicht verraten und mehr gibt es eigentlich auch nicht zu erzählen. Das gesamte Buch läuft nach diesem Schema ab. Und während ich die Idee am Anfang eigentlich noch sehr interessant gefunden habe, hat mein Interesse für die verschiedenen Menschen und den kurzen Einblick in ihr Leben im Laufe der Geschichte allmählich abgenommen. Ich fand viele der Storys ehrlich gesagt eher nebensächlich und Eds Handlungen waren dementsprechend bloss kleine Gesten, die in meinen Augen kaum einen nachhaltigen Einfluss auf das Leben seiner Mitmenschen hatte. Hier hätte ich mir vermutlich einige Erlebnisse gewünscht, die mir etwas länger in Erinnerung bleiben würden. Vielleicht wäre das besser gelungen, wenn der Autor sich auf weniger Aufgaben bzw. Spielkarten fokussiert hätte, ihnen dafür mehr Tiefe verliehen hätte.
Am Schluss gelingt es Zusak allerdings gut, den Handlungsbogen zu schliessen und es wird die eigentliche Botschaft enthüllt, die die Spielkarten für Ed haben sollten. Und was soll ich sagen? Die Message war ziemlich ernüchternd und unspektakulär und hat absolut kein "Aha"-Erlebnis bei mir ausgelöst. Mich hat das Ende deshalb eher etwas enttäuscht, weil ich mehr davon erhofft hätte.

Was den Schreibstil angeht, so war ich überrascht, wie schlecht er teilweise war. Nachdem ich ab der Hälfte des Buches ein bisschen das Interesse für die eigentliche Handlung verloren hatte, habe ich mich stellenweise etwas mehr auf die Wortwahl konzentriert. Und da sind mir einige sehr seltsame Beschreibungen aufgefallen, die es meiner Meinung im Deutschen als solches nicht gibt. Der Autor schreibt beispielsweise, dass der Briefkasten schuldbewusst aussieht oder sich Eds Hosen hölzern anfühlen. Einmal fällt auch der Satz (frei zitiert): "Ich kann den Sex auf ihrer Haut riechen und hoffe, sie kann die Liebe auf meiner riechen" (oder so ähnlich), wo ich mich nur gefragt habe: Wie soll man bitte Liebe riechen können? Eine bildhafte Sprache ist schön und gut, aber viele selbst konstruierte Redewendungen haben für mich keinen Sinn ergeben. Wie kann ein Briefkasten bitte schuldbewusst aussehen? Dafür müssten Gegenstände Emotionen empfinden können ;-)

Zu guter Letzt möchte ich noch ein paar Worte zum Sprecher verlieren: Ich höre normalerweise lieber weiblichen Sprechern zu, aber Rainer Strecker hat wirklich eine angenehme Stimme, die sehr gut zum Charakter und der Geschichte gepasst hat.

Fazit:

"Der Joker" ist ein Jugendbuch von Markus Zusak, den die meisten wohl aufgrund seines Bestsellers "Die Bücherdiebin" kennen. In diesem Buch hat sich der Autor eine interessante Idee überlegt, deren Umsetzung mich aber nicht vollends überzeugen konnte. Für mich hat die Story in den meisten Fällen nur an der Oberfläche gekratzt und man hätte mit dem Konzept mehr in die Tiefe gehen können. Die Botschaft am Ende des Buches ist dementsprechend eher enttäuschend ausgefallen. Trotz alledem ist die Geschichte sehr kurzweilig und erhält von mir 3 Sterne.

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4 Kommentare

  1. Hey :)

    Bei mir ist es schon Ewig her seitdem ich das Buch gelesen habe und ich war damals echt begeistert davon, nach deiner Rezension (die echt gut geschrieben ist) würde mich es nun brennend interessieren, wie sich meine Sichtweise auf das Buch verändert haben könnte.
    Hört sich nach eine rereaden an.

    Wünsche dir eine schöne restliche Woche.

    Liebe Grüße
    Teresa von Te´s Bücherblog

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    1. Hallo Teresa

      Ja, solche Vergleiche finde ich ja immer sehr spannend :) Vermutlich hätte es mir auch besser gefallen, wenn ich jünger gewesen wäre.

      Liebe Grüsse

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  2. Hallo liebe Mel,

    ich fand "Die Bücherdiebin" damals auch toll (auch wegen des Schreibstils, tatsächlich, aber ich habe auch ein Faible für ungewöhnliche Schreibstile) und lange hat dieses Buch auch auf meiner Wunschliste gestanden, aber ich muss zugeben, mittlerweile habe ich auch das Interesse daran verloren und werde es vermutlich nicht mehr lesen. Trotzdem schade, dass es dich nicht so ganz überzeugen konnte. ^^

    Liebe Grüße
    Dana

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    1. Hallo Dana

      Ich habe nicht den Eindruck, dass du etwas verpasst, wenn du das Buch nicht liest, von daher ist es sicher eine gute Entscheidung :D Mit der Bücherdiebin ist das Buch in meinen Augen ohnehin nicht zu vergleichen.

      Liebe Grüsse

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