[Rezension] Im Schatten des Fuchses

by - Januar 11, 2020

(© Heyne Verlag)

Im Schatten des Fuchses* (Schatten-Serie #1)
von Julie Kagawa

Bewertung: ★★☆☆☆

YA Fantasy, 480 Seiten
Erscheinungsdatum: 23. September 2019
Verlag: Heyne


*Rezensionsexemplar. Vielen Dank an den Heyne Verlag.

Inhaltsangabe:
Die junge Yumeko ist eine Gestaltwandlerin – halb Mensch, halb Füchsin. Im Kloster der Stillen Winde lernt sie unter der liebevollen Anleitung von Mönchen, ihre Gabe zu kontrollieren. Doch eines Nachts greifen mörderische Dämonen die Tempelanlage an und setzen sie in Brand. Yumeko gelingt es, als Einzige zu fliehen, mit einem letzten Vermächtnis der Mönche in der Tasche: einer geheimnisvollen Pergamentrolle, die sie in einem Tempel in Sicherheit bringen soll. Darauf befindet sich der Teil einer uralten Beschwörung, die so gefährlich ist, dass sie einst in drei Teile zerrissen und an verschiedenen Orten aufbewahrt wurde. Unterwegs trifft Yumeko den Samurai Tatsumi, der auf der Suche nach eben jener Pergamentrolle ist. Gemeinsam setzen sie ihren Weg fort. Tatsumi weiß nicht, dass Yumeko hat, wonach er sucht. Yumeko weiß nicht, dass Tatsumi ein Geheimnis hütet, das sie beide umbringen könnte. Und beide ahnen nicht, dass sie sich niemals ineinander verlieben dürfen. (© Heyne Verlag)

Meine Meinung:

Ich werde in diesem Leben wohl kein Fan von Kagawa mehr. Das ist nach ihrer "Plötzlich Fee"-Reihe nun schon das zweite Buch der Autorin, dass mich enttäuscht zurücklässt. Während ich mich bei "Plötzlich Fee" einfach zu alt für die Geschichte gefühlt habe, war das bei diesem Buch aber nicht der Fall. Dafür leidet "Im Schatten des Fuchses" in meinen Augen aber unter einigen anderen Schwächen, die das Buch für mich leider zu keinem grossen Leservergnügen gemacht haben.

Aber beginnen wir von vorne und zunächst mit den positiven Aspekten des Buches. Über den Inhalt kann ich gar nicht viel mehr sagen, als in der offiziellen Inhaltangabe steht. Was dort beschrieben wird, umfasst etwa die ersten 100 Seiten des Buches und stellt die Grundlage für einen Plot dar, der viel Potenzial gehabt hätte. Die Geschichte wird abwechselnd aus der Perspektive von Yumeko und Tatsumi erzählt, deren Handlungsstränge sich bereits am Anfang überschneiden. Die Kapitel sind mit dem jeweiligen Charakternamen betitelt, sodass man immer weiss, aus wessen Auge man die Story gerade verfolgt. Das habe ich als enorm hilfreich empfunden. Das Buch ist zudem in drei Teile unterteilt, wobei jeder Teil noch von einer weiteren Perspektive eingeleitet wird, die ich sehr interessant fand. Yumeko und Tatsumi haben mir als Charaktere ebenfalls gefallen, auch wenn sie für mich (trotz des einen oder anderen Einblicks in ihr Inneres) bis zum Schluss relativ blass geblieben sind und ich gerne mehr über sie erfahren hätte.
Gut gefallen hat mir ausserdem das Setting, in der die Geschichte spielt. Kagawa hat selbst japanische Vorfahren und nutzt ihr Wissen, um ein asiatisch angehauchtes Worldbuilding entstehen zu lassen. Am Anfang des Buches ist eine sehr schöne und übersichtliche Karte eingezeichnet, in der jedoch viele Städte gar nicht eingezeichnet sind, die im Storyverlauf erwähnt werden, was ich etwas schade fand.
Die Autorin lässt zudem immer wieder japanische Begriffe in die Story mit einfliessen, die wohl für mehr Authentizität führen sollen. Am Ende des Buches ist ein Glossar enthalten, das einige Begriffserklärungen enthält und das ich rege genutzt habe. Manchmal übersetzt die Autorin den Begriff innerhalb ihrer Handlung auch selbst, was ich ein bisschen schade (und redundant) fand. Da spricht zum Beispiel ein Charakter von einer Ryokan, und nennt es im nächsten Satz dann doch Herberge (was der Begriff im Japanischen bedeutet). Warum also zuerst überhaupt den japanischen Begriff nutzen? Ich nehme an, dass die Charaktere untereinander eigentlich Japanisch sprechen, da fand ich es verwirrend, die Dinge einmal beim japanischen und einmal beim deutschen Namen zu nennen. Da hat mir ein bisschen die Gradlinigkeit gefehlt. Doch insgesamt hat mir die Idee mit einem an der asiatischen Kultur inspirierten Setting sehr gefallen. Ich kenne mich allerdings mit japanischen Bräuchen und Sagen so gar nicht aus, deshalb kann ich nicht beurteilen, wie gut Kagawa die Umsetzung gelungen ist.

Kommen wir aber nun zu dem angekündigten, grossen Aber. So sehr mir die Idee und der Einstieg in die Geschichte auch gefallen haben, so langweilig fand ich den restlichen Storyverlauf. Während fast 300 Seiten passiert gefühlt gar nichts und die Handlung war für mein Empfinden sehr langatmig und zäh wie Kaugummi. Nach der Flucht aus dem Tempel reist Yumeko mit Tatsumi zu einem entfernten Tempel und auf dem Weg dorthin erleben sie allerhand kleinere Abenteuer, die in einer anderen Rezension sehr zutreffend als "Sidequests" bezeichnet wurden. Es handelt sich um kleine "Aufgaben", die unsere beiden Helden meistern müssen, die aber nahezu gar nichts mit dem übergeordneten Plot zu tun haben (also dem "Hauptquest", die Schriftrolle in einen anderen Tempel zu bringen). Ich kann zwar nachvollziehen, dass auf dem Weg zum Ziel einige Stolperfallen eingebaut werden müssen, aber hier war das für meinen Geschmack zu viel des Guten, zumal jedes Mal genau das Gleiche passiert ist. Es taucht irgendein Dämon/übernatürliches Wesen auf, dass sich unseren Protagonisten in den Weg stellt und jedes Mal gelingt es Yumeko die Situation (mithilfe von Tatsumi) zu retten. Dieser immer gleiche Ablauf hat mich nach einer Weile so sehr gelangweilt, dass ich das Buch nach der Hälfte nur noch quergelesen habe.
Als die beiden dann endlich bei ihrem Zielort ankommen, wird es zum Schluss noch einmal spannend und actionreich und ich dachte nur: Halleluja, endlich passiert mal was! Das Ende hat mir gut gefallen, allerdings nicht so, dass ich die Reihe weiterverfolgen würde. Dafür war mir das Buch insgesamt viel zu langgezogen. Der Plot, der hier auf Sage und schreibe 480(!) Seiten gestreckt wird, hätte vermutlich mit halb so vielen Seiten deutlich fesselnder und temporeicher erzählt werden könne. Rund 300 Seiten des Buches bestehen ohnehin nur aus Lückenfüller-Szenen, die man genauso gut hätte weglassen können, ohne dass sich am Hauptplot etwas verändert hätte. Für mich also insgesamt leider verschenktes Potenzial einer eigentlich interessanten Idee.

Fazit:

"Im Schatten des Fuchses" erzählt die Geschichte zweier Protagonisten, die sich gemeinsam auf ein Abenteuer begeben, um jeweils eine ihnen gestellte Aufgabe zu erledigen. Der Einstieg und das von er japanischen Kultur inspirierte Setting haben mir gut gefallen und hätten Potenzial für eine spannende Geschichte geboten. Leider gelingt es der Autorin nicht, dieses Potenzial zu nutzen, denn von 480 Seiten haben sich fast 300 Seiten wie ein Lückenfüller angefühlt, die nichts zum eigentlichen Plot beigetragen haben und die Geschichte sehr langatmig haben erscheinen lassen. Aus der Idee hätte viel mehr gemacht werden können und mit nur halb so vielen Seiten wäre das Buch nicht nur kompakter, sondern vermutlich auch spannender gewesen. Von mir gibt es deshalb nur enttäuschte 2,5 Sterne und ich werde die Reihe nicht mehr weiterverfolgen. Dafür ist einfach zu wenig passiert, als das mein Interesse für den weiteren Handlungsverlauf geweckt hätte werden können.

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2 Kommentare

  1. Hallo liebe Mel,
    dieses Buch ist mir mittlerweile auch schon ein paar Mal im Netz begegnet. Mich hat hier auch in erster Linie das Setting sehr angesprochen. Deine Kritikpunkte kann ich gut nachvollziehen. Dass japanische Begriffe im nächsten Satz nochmal in Übersetzung aufgeführt werden, würde mich vermutlich auch etwas stören. Es ist vermutlich aber auch nicht einfach, eine gute Abwägung zu finden. Lässt man die japanischen Bezeichnungen weg, dann geht vielleicht ein wenig der japanische Flair verloren, den die Autorin/der Autor vermitteln möchte. Wirft man mit zu vielen Fremdwörtern um sich und ergibt sich die Bedeutung dann auch nicht aus dem Text, dann kann es nervig für den Leser werden. Ich lasse mich, beispielsweise, auch ungern immer aus dem Lesefluss reißen, um einen Begriff im Glossar nachzuschlagen.

    Dein Hauptkritikpunkt, dass die letzten 300 Seiten dann einfach nicht mehr richtig gefesselt haben, würde vermutlich auch für mich das Aus fürs Buch bedeuten. Ein paar ruhigere Seiten sind ja okay. Aber das ist dann doch etwas viel.

    Vielen Dank für diese ehrliche und aussagekräftige Rezension.

    Ganz liebe Grüße
    Tanja

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    Antworten
    1. Hallo Tanja

      Ja, da hast du auch recht. Es wirkt dann aber halt nicht mehr authentisch, wenn der Charakter selbst, zwei verschiedene Begriffe braucht. :D Aber das Blättern zum Glossar kann schon nervig sein, da gebe ich dir recht.

      Liebe Grüsse

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