[Rezension] Crescent City - Wenn das Dunkel erwacht

by - Oktober 13, 2020

(© dtv)

Crescent City - Wenn das Dunkel erwacht (Crescent City #1)
von Sarah J. Maas

Bewertung: ★★★☆☆

Adult Urban Fantasy, 926 Seiten
Erscheinungsdatum: 18. September 2020
Verlag: dtv


*Rezensionsexemplar. Vielen Dank an den dtv Verlag.

Inhaltsangabe:
Magie, Musik – und tödliche Gefahren: Die junge Bryce Quinlan, Halb-Fae und Halb-Mensch, geniesst jedes Vergnügen, das Crescent Citys Nächte zu bieten haben.
Eines Tages wird jedoch jemand auf brutale Weise ermordet, und als die Mordserie selbst dann nicht aufhört, nachdem der vermeintliche Tatverdächtige festgenommen wurde, wird Bryce dazu gedrängt, gemeinsam mit Hunt Athalar - einem gefallenen Engel - heimliche Ermittlungen zu dem Fall anzustellen, um den:die wahren Mörder:in ausfindig zu machen.
Während die beiden der Spur des Dämons tief in die Unterwelt der Stadt folgen, entdecken sie eine bösartige Macht, die ganz Crescent City in Schutt und Asche legen könnte … 

Meine Meinung:

Seitdem mich SJM mit ihrer "A Court of Thorns and Roses" Reihe umgehauen hat, bin immer sehr gespannt darauf, was sie als Nächstes aus dem Hut zaubert. Crescent City hat mich also allein deshalb neugierig gemacht, weil es aus ihrer Feder stammt, aber natürlich auch, weil das Buch in der englischsprachigen Lesecommunity einen so grossen Hype erfahren hat. Ich muss aber trotz meiner Neugierde zugeben, dass für mich die über 900 Seiten etwas abschreckend gewirkt haben. Ich lese normalerweise lieber Bücher, die nur halb so dick sind, da die meisten Wälzer doch stellenweise sehr langgezogen wirken können.

Bevor ich näher auf den Inhalt eingehe, kurz eine Warnung vorweg: Lest euch bitte NICHT den offiziellen Klappentext des Buches durch, denn ich habe diesen Fehler begangen und darin wird der Inhalt der ersten 150 Seiten gespoilert, was mich sehr geärgert hat. Ihr findet hier im Blogbeitrag deshalb eine von mir angepasste Inhaltsangabe, die keinen direkten Spoiler enthält.

Der Einstieg in das Buch ist mir alles andere als leicht gefallen, denn in Crescent City wandelt nahezu jedes übernatürliche Wesen, dass das (Urban) Fantasy Genre zu bieten hat. Von Fae, bis hin zu Engeln, Wölfen und Dämonen, ist alles zu finden. Die ersten 150 Seiten haben sich deshalb hauptsächlich auf ein Infodumping zum Worldbuilding fokussiert und auch auf die Einführung zahlreicher (Neben-)Charaktere, die allesamt namentlich erwähnt werden. Ich war also dementsprechend überfordert und hatte die Befürchtung, dass ich nie verstehen werde, worum es eigentlich geht oder wer eigentlich wer ist - aber ab ca. Seite 200 habe ich dann gemerkt, dass das auch gar nicht nötig ist.

Wichtig ist es vor allem Protagonistin Bryce zu kennen, die die Hauptrolle im Buch einnimmt. Sie ist selbst eine Halb-Fae und macht sich mit Hunt, einem weiteren Protagonisten und Engel, auf die Suche nach einem Bösewicht, der in Crescent City sein Unwesen treibt und Bewohner:innen tötet. Als Leser:in begleitet man sie bei dieser Ermittlung und lernt so die Welt besser kennen. Mein Problem dabei war aber, dass ich Bryce leider total unsympathisch und auch unglaubwürdig gefunden habe. SJM will aus Bryce einen Badass-Charakter machen - eine Frau, die sich allein durchs Leben schlägt und nicht die Hilfe von Männern braucht, um zu überleben. Und obwohl ich eine solche starke Protagonistin für sehr lobenswert halte, hat es die Autorin bei Bryce meiner Meinung nach übertrieben. Bryce ist nicht auf den Mund gefallen, tobt sich sexuell aus und die Männer liegen ihr scharenweise zu Füssen. Sie muss gar nichts machen, ausser den Typen einen Blick zuzuwerfen und schwups, hat sie mit jedem noch so heissen Typen Sex, ohne dass sie irgendetwas dafür tun muss. Und als wäre das nicht genug, scheint sie auch noch eine Special Snowflake und Mary Sue zu sein, die über super special Fähigkeiten verfügt, die über die anderen Wesen hinausgehen und die noch dazu alles perfekt beherrscht: Vom Sex bis hin zur Zielsicherheit bei Waffen. Es gibt nichts, das Bryce nicht kann. Und das fand ich einfach total lächerlich. 
Was ich aber dennoch positiv erwähnen muss, ist, dass Bryce doch eine kleine Charakterentwicklung durchmacht, die man vermutlich vor allem Hunts gutem Einfluss zu verdanken hat. Im Laufe der Handlung weicht Bryce ein wenig auf und man kann auch die eine oder andere sympathischere Seite an ihr entdecken, aber mein Lieblingscharakter wird sie wohl trotzdem nie werden. Und das hat es natürlich nicht gerade einfacher gemacht, den Plot, der sich hauptsächlich auf sie fokussiert, toll zu finden.
Demgegenüber fand ich aber Hunt wiederum sehr sympathisch und deutlich vielschichtiger ausgearbeitet, wobei auch immer Bezug auf Erlebnisse in seiner Vergangenheit gemacht wurden, die als Erklärungsmodell für sein Verhalten in der Gegenwart dienen, was ihn als Charakter sehr glaubhaft gemacht hat.
Auf die restlichen Charaktere kann und möchte ich an dieser Stelle nicht eingehen, da dies der Rahmen sprengen würde. Es gibt aber eine Menge Charaktere, die ebenfalls sehr ausführlich erwähnt und ausgearbeitet wurden und wohl auch der Hauptgrund sind, warum das Buch letztendlich so dick geworden ist, denn SJM wollte scheinbar jedem Charakter gerecht werden (was ihr mehr oder weniger auch gelungen ist).

Zur Handlung selbst kann ich sagen, dass sich meine Befürchtung was die Seitenanzahl angeht, nur zum Teil bewahrheitet hat. Ja, man muss wirklich viel Geduld und einen langen Atem mitbringen, wenn man das Buch liest, denn so richtig spannend wird es erst ab ca. 600 Seiten, als allmählich aufgedeckt wird, wer oder was eigentlich hinter dem Ganzen ominösen Geschehen in Crescent City steckt. Die vorherigen Seiten hätten aus meiner Sicht gekürzt werden können, da ich den Eindruck hatte, dass es viele "Filler-Szenen" gab, ohne die die Handlung genauso gut funktioniert hätte. Gleichzeitig habe ich das Buch aber trotzdem nie als langatmig oder zäh empfunden, so dass es auch nicht so ist, dass man sich durch viele Seiten quälen muss, bis es erst richtig spannend wird. Ich denke aber trotzdem, dass SJM sich ein bisschen übernommen hat und die Story auch mit weniger Charakteren und Wesen etwas spannender erzählt hätte werden können.

Der Schlussteil belohnt den Durchhaltewillen aber tatsächlich und ich muss gestehen, dass mich die Auflösung wirklich überraschen konnte. Leider hat mir das, was nach der Auflösung noch alles passiert, wiederum weniger gut gefallen, denn vieles hat ein bisschen klischeehaft gewirkt und einiges war mir schlichtweg auch zu kitschig. Ich hätte es besser gefunden, wenn das Buch ein düstereres Ende gefunden hätte. Aber das ist letztendlich Geschmackssache.

Der Schreibstil der Autorin kann wie gewohnt überzeugen. Was ich aber ganz schrecklich gefunden habe, waren die ganzen sexuellen Andeutungen und Szenen. Einerseits hat mich das Niveau dieser Szenen wirklich zum Fremdschämen gebracht, weil es teilweise Groschenroman-Niveau hatte, andererseits hat sich dieser ganze Sextalk nicht sehr gut in die restliche Handlung eingefügt. Ich hatte den Eindruck, dass die ständige Erwähnung von Sex lediglich von der Autorin dazu genutzt wurde, zu verdeutlichen, dass es sich bei dem Buch um einen Fantasyroman für Erwachsene handelt. Aber wirklich Substanz haben sie der Handlung nicht gegeben - im Gegenteil. In meinen Augen waren die Szenen absolut unnötig.

Fazit:

"Wenn das Dunkel erwacht" ist der Reihenauftakt zu Sarah J. Maas neuer "Crescent City"-Reihe, der auf über 900 Seiten in ein sehr umfangreiches Worldbuilding mit nahezu allen übernatürlichen Wesen entführt, die das (Urban) Fantasy Genre zu bieten hat. Im Fokus steht ein Kriminalfall, den es aufzulösen gibt. Man muss dafür als Leser:in allerdings einen langen Atem mitbringen, denn richtig spannend wird das Buch erst im letzten Drittel, bei dem man aber schliesslich mit einer überraschenden Auflösung belohnt wird. Obwohl ich das Buch nicht als langatmig empfunden habe, hätte es aus meiner Sicht trotzdem um viele Seiten gekürzt werden können. Fürs einmal Lesen fand ich es aber okay, auch wenn ich vermutlich kein zweites Mal zum Buch greifen würde. Insgesamt vergebe ich deshalb 3,5 Sterne und eine Leseempfehlung für diejenigen, die auf Kriminalfälle mit übernatürlichen Wesen stehen.

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6 Kommentare

  1. Huhu Mel :)

    Ich muss ja gestehen, dass ich bisher noch kein Buch von SJM gelesen habe. Was wohl zuletzt auch daran liegt, dass ich zu hohe Erwartungen an ihre Bücher habe, die man eigentlich kaum noch erfüllen kann. Ihr neustes Buch hab ich mir aber auch angeschaut und auch wenn ich mich nicht mehr an den KT erinnern kann (was ja wohl gut ist^^). Schön, dass dir das Buch gefallen hat, auch wenn es seine Längen hat. Ich hab bisher nur absolut begeistere Meinungen gelesen und finde es gerade ganz gut, dass deine keine überschwängliche Begeisterung ist^^ bin mir jetzt aber immer noch nicht sicher, ob ich das Buch nun lesen will oder nicht.

    Lieben Gruß
    Andrea

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    1. Hallo Andrea

      In diesem Fall kann ich nachvollziehen, dass dir deine womöglich zu hohen Erwartungen im Weg stehen. Bei Crescent City war das bei mir vermutlich auch der Fall, nachdem mich eine andere Reihe der Autorin so begeistern konnte.
      Und ja, in der Lovelybooks Leserunde habe ich auch mehrheitlich begeisterte Stimmen gelesen :D

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  2. Hallo Mel,

    ich mag die Ideen und auch den Schreibstil von Sarah J. Maas sehr, weshalb natürlich auch neuestes Werk bei mir einziehen musste. Allerdings sind die Meinungen bisher, wie auch deine, recht ernüchternd, weshalb ich mir das Buch noch ein wenig aufsparen werde ;) Trotzdem möchte ich es lesen und freue mich auch irgendwann darauf, es zur Hand zu nehmen.

    Liebe Grüße,
    Uwe

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    1. Hallo Uwe

      Das ging mir ganz genauso. :) Aber sind die Meinungen echt so ernüchternd ausgefallen? Ich habe das Buch auf Lovelybooks gewonnen und in einer Leserunde gelesen und da waren die Mehrheit der Leserinnen begeistert. Also lass dich davon nicht entmutigen! :))

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  3. Hallo liebe Mel,

    ich gebe zu, ich habe nicht wirklich Lust, dieses Buch zu lesen - ACOTAR habe ich nach dem ersten Band nicht weiterverfolgt, während "Throne of Glass" eigentlich eine meiner Lieblingsreihen ist, allerdings hat mich da schon die Darstellung der Liebesgeschichten und die Hypermaskulinität so genervt irgendwie, dass ich nicht mehr so wirklich Interesse an anderen Büchern von ihr habe. Deine Beschreibung der Sexualisierung und Sexszenen in dem Buch klingen jedenfalls genau nach dem, was mich schon in ihren Jugendbüchern gerstört hat. :x Und auch dieses Überpowerte hat mich teilweise schon in ToG ein bisschen genervt. :D

    Liebe Grüße ♥

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    1. Kann ich verstehen, ich fand ACOTAR toll, hab die Kritik aber erst hinterher gelesen. Bei Throne of Glass habe ich nur den ersten Band gelesen, das müsste ich mal fortsetzen. Ich weiss gar nicht mehr, wie es in ACOTAR mit der Sexualisierung war, aber hier fand ich das ganz schrecklich, weil ich den Eindruck hatte, sie macht das nur, um zu verdeutlichen, dass es sich um ein Buch für Erwachsene handeln soll.

      LG ♥

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