[Rezension] Fallender Himmel

by - Dezember 28, 2020

(© Hörcompany)

Fallender Himmel (Legend #1)
von Marie Lu
Gelesen von  Julian Greis & Patrycia Ziolkowska  

Bewertung: ★★★☆☆

YA Dystopia, Audiobook 
Spieldauer:  7 Stunden und 42 Minuten
Erscheinungsdatum: 20. Dezember 2012

Verlag: Hörcompany

Inhaltsangabe:
Los Angeles im Jahr 2130: Der ehemalige Westen der USA ist mittlerweile Die Republik, die sich im ständigen Krieg mit ihren Nachbarn befindet. Als Kind wohlhabender Eltern ist die fünfzehnjährige June hochbegabt und sie ist die vielversprechendste Soldatin der Republik. Day stammt aus den Slums und ist mit fünfzehn Jahren der meistgesuchte Verbrecher des Landes. Der erbitterte Wunsch nach Rache am Tod ihres Bruders führt June auf Days Spur. Day erweist sich als loyal und selbstlos - angetrieben von einem unerschütterlichen Gerechtigkeitssinn. June beginnt die Welt durch seine Augen zu sehen.

Meine Meinung:

Die "Legend"-Reihe ist eine Trilogie, die ich 2013 zum ersten Mal gelesen habe, kurz nachdem ich nach den Hunger Games meine Liebe zu Dystopien entdeckt hatte. Obwohl die Reihe ursprünglich abgeschlossen war, hat die Autorin im letzten Jahr überraschend eine Fortsetzung mit einem vierten Band veröffentlicht. Das wollte ich zum Anlass nehmen, um die Reihe zu rereaden, denn ich konnte mich nach all den Jahren kaum noch an den Inhalt der Bücher erinnern. Da mein SuB aber bereits riesig ist, habe ich mich bei diesem Reread für die Hörbuchversion entschieden, die es zumindest für die ersten beiden Bände der Reihe gibt.

Die Handlung wird aus den Perspektiven der beiden 15-jährigen Protagonisten June und Day erzählt, die nicht unterschiedlicher sein könnten: June stammt aus einer privilegierten Familie und kommt in den Genuss einer guten Ausbildung, da sie einen jährlichen Test als Jahrgangsbeste mit der höchsten Punktzahl abgeschlossen hat. Day dagegen hat den Test nicht bestanden und schlägt sich mit kriminellen Geschäfte durchs Leben, mit dem Ziel seine ärmliche Familie, die in den Slums lebt, irgendwie durchzubringen. Durch ein tragisches Ereignis, dem Junes Bruder zum Opfer fällt, kreuzen sich die Wege unserer Protagonisten. Sie lernen sich auf ihrem Abenteuer nicht nur näher kennen, sondern müssen erfahren, dass das Gesellschaftssystem im zukünftigen Los Angeles von 2130 nicht so ist, wie sie gedacht hätten...

Der Einstieg in Junes und Days Geschichte ist mir sehr leicht gefallen, was vermutlich daran lag, dass das Worldbuilding, die Handlung und auch der Schreibstil eher simpel gehalten sind und die Story alle üblichen Zutaten einer Young Adult Dystopie nach Schema F enthält.
Die beiden Sprecher:innen machen ihre Sache gut und dadurch, dass für Junes und Days Sichtweise jeweils ein männlicher und eine weiblicher Sprecher:in gewählt wurden, weiss man auf Anhieb, aus wessen Perspektive man die Handlung gerade verfolgt.

Ein Hauptkritikpunkt vieler Leser:innen ist das Alter der Protagonisten, dem ich mich leider anschliessen muss. Beide Hauptcharaktere handeln sehr viel reifer, als man es von jungen Teenager:innen erwarten würde und dadurch wirkten ihre Verhaltensweisen nicht immer authentisch. Die Stimmen insbesondere der weiblichen Sprecherin hat es nicht gerade leichter gemacht, sich June als 15-jährige vorzustellen, denn Ziolkowska hat die Stimme einer reifen Frau, bei der ich das Bild einer über Vierzigjährigen vor Augen hatte. Vielleicht hätte man für die Hörbuchversion lieber jugendlicher klingende Sprecher:innen auswählen sollen - auch wenn die beiden ihre Sache ansonsten sehr gut machen!
Die Ausarbeitung der Charaktere ist in meinen Augen leider nicht sehr gut gelungen, denn besonders June scheint keinerlei Schwächen zu besitzen und damit eine typische "Mary Sue" zu sein. Hier habe ich einige Ecken und Kanten vermisst, die die Charaktere vielschichtiger hätten erscheinen lassen und ihnen auch mehr Tiefe verliehen hätte.

Der Plot des Buches verläuft eher unspektakulär, gradlinig und vorhersehbar und dient vor allem dazu, dass June eine Charakterentwicklung durchmacht, die vermutlich einen Einfluss auf den Handlungsverlauf der nachfolgenden Bände haben wird.
Vom Worldbuilding dieser dystopischen Zukunft erfährt man leider nahezu nichts. Ironisch fand ich die Parallelen zur aktuellen Corona-Situation, da auch in dieser Dystopie eine Seuche eine Rolle spielt, die durch einen Virus ausgelöst wurde. Doch wie die Welt ansonsten genau funktioniert, wird nicht beschrieben. Im Klappentext steht, dass sich der Westen der USA zu einer Republik entwickelt hat und im Krieg mit seinen Nachbarn steht, aber davon bekommt man in diesem ersten Band eigentlich nichts mit. Stattdessen fokussiert sich Lu lieber auf die Insta-Liebesgeschichte zwischen den beiden Protagonisten, die einerseits total vorhersehbar war, andererseits auf mich sehr konstruiert und unglaubhaft gewirkt hat.

Fazit:

"Fallender Himmel" ist eine sehr durchschnittliche Dystopie für Jugendliche, die sich durch den einfachen Schreibstil sehr kurzweilig liest, aber leider weder bei der Story, noch bei den Charakteren oder dem Worldbuilding wirklich Tiefgang hat. Das Buch kann man mal lesen, es bleibt mir jedoch wahrscheinlich nicht lange in Erinnerung, da es in keinster Weise irgendwie aus der Masse an YA Dystopien heraussticht. Beim ersten Lesen habe ich dem Buch noch 4 Sterne vergeben, nach diesem Reread muss ich die Bewertung jedoch auf durchschnittliche 3 Sterne korrigieren.

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2 Kommentare

  1. Hallo liebe Mel,

    ich lese auch sehr gerne Dystopien und hatte diese Reihe tatsächlich auch schon mal im Blick. Irgendwie ist sie mir dann aber wieder aus dem Fokus "gerutscht". Der Klappentext hat mich sofort angesprochen. Auch die Beschreibung der beiden Charaktere klingt sehr interessant. Schade finde ich, dass die Geschichte den gängigen Varianten von Dystopien ähnlich zu sein scheint.

    Zu den Parallelen zur Corona-Situation: Interessanterweise fällt mir auch des Öfteren bei Büchern oder zuletzt sogar bei einem Film auf, dass viele Geschichten ein vergleichbares Szenario aufgreifen ...

    Ich wünsche dir einen schönen Start in die Woche. :o)

    Ganz liebe Grüße
    Tanja

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    1. Von meinen bisher gelesenen Dystopien würde ich Legend tatsächlich nicht als erstes empfehlen, die Reihe hebt sich tatsächlich kaum aus der Masse an Büchern des Genres heraus. Da habe ich deutlich bessere Dystopien gelesen. :D

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