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between the lines.

(© Argon)

Belladonna* (Belladonna #1)
von Adalyn Grace
Gelesen von Lena Münchow

Bewertung: ★★★☆☆

YA Fantasy, Audiobook
Spieldauer: 11 Stunden und 38 Minuten
Erscheinungsdatum: 05. Januar 2024
Verlag: Argon


*Rezensionsexemplar von Netgalley. Vielen Dank an den Argon Verlag.

Inhaltsangabe:
Signa ist vom Tod berührt. Seit ihre Eltern gestorben sind, glauben ihre Verwandten, dass sie verflucht ist. Bis Signa eines Tages von ihrem Cousin in das wunderschöne Herrenhaus Thorn Grove eingeladen wird. Die rauschenden Bälle und eleganten Gäste faszinieren Signa, doch der Glanz verbirgt ein düsteres Geheimnis. Die Tochter des Hauses, Blythe, wurde vergiftet und der Täter steht der Familie näher als vermutet. Als der Tod dann höchstpersönlich erscheint, um Signa bei dem Rätsel zu helfen, weckt er in ihr verbotene Gefühle, die sie in einen dunklen Abgrund reißen könnten ... 

Meine Meinung:

Eigentlich lese ich ja kaum mehr YA Romane, und ich weiss gar nicht mehr, warum ich bei "Belladonna" eine Ausnahme gemacht und mich für ein Leseexemplar beworben habe. Vielleicht war es das schöne, ansprechende Cover. Vielleicht war es auch der Umstand, dass mir der Titel so oft auf diversen Buchcommunitys begegnet ist.

Doch beginnen wir zunächst beim Inhalt: Der Tod begleitet Protagonistin Signa bereits ihr Leben lang. Immer wieder sterben ihr nahestehende Personen, bis sie schliesslich bei ihrer Tante landet. Eines Tages berührt sie ihre Tante, die daraufhin verstirbt, sodass klar wird, dass Signa die magische Fähigkeit besitzt, andere Menschen durch ihre Berührung zu töten.
Kurze Zeit später wird Signa nach Thorn Grove eingeladen, wo sie sich während der gesamten restlichen Geschichte aufhalten wird. Dort lernt sie nicht nur verschiedene Leute kennen, sondern merkt sehr bald, dass Blythe, die Tochter des Hauses, von jemandem vergiftet wird. Und Signa macht es sich zur Aufgabe, Blythe zu schützen und herauszufinden, wer hinter all dem steckt.

Die Idee des Buches und die Auseinandersetzung mit dem Thema Tod fand ich ganz gut. Nur leider hat mich die Umsetzung nicht besonders vom Hocker gehauen, was zwei Gründe hatte: Zum einen war das Erzähltempo einfach unerträglich langsam. Nachdem Signa in Thorn Grove ankommt, passiert eigentlich fast gar nichts mehr, ausser unendlich vielen Gesprächen mit unterschiedlichen Personen. Der „Kriminalfall“ um Blythes Vergiftung klingt in der Theorie spannender, als es letztendlich war, denn es ist nicht so, als wäre wirklich Spannung aufgekommen oder als hätte man miträtseln können, wer denn hinter all dem steckt, weil man dafür einfach zu wenig Informationen hatte. Die Handlung plätschert vor sich hin und besteht immer wieder aus Begegnungen mit dem Tod, der im Buch nicht nur als Konzept, sondern tatsächlich als Person besteht.
Erst im letzten Viertel werden dann plötzlich alle Ereignisse auf einmal aufgedeckt, und es folgt eine nicht endend wollende Erklärung für all das, was in Thorn Grove vor sich geht. Die Mischung des Erzähltempos und Infodumpings fand ich sehr ungeschickt gewählt. Es fühlt sich so an, als wäre während 3/4 des Buches kaum etwas passiert und am Ende wird dann alles auf einmal aufgelöst, sodass man kaum mehr mitkommt.
Der zweite Grund, warum mich das Buch nicht umgehauen hat, ist der Umstand, dass das Buch eigentlich kaum Neues bietet, das nicht in x-facher Form im YA Genre schon einmal gelesen habe. Am meisten ist mir dabei der personifizierte Tod ins Auge gestochen, den ich zwar als Charakter mochte, aber die Idee dahinter und die Beziehung zwischen ihm und Signa hat mich schon sehr stark an eines meiner Lieblingsbücher erinnert: Das unsichtbare Leben der AddieLaRue von V.E. Schwab.
Aber auch sonst sind eigentlich alle Tropes im Buch enthalten, die man auch in allen anderen gängigen 0815 YA Fantasyroman-Reihen findet. Das muss nicht bedeuten, dass ein Buch schlecht ist, es hebt sich halt nur nicht von der Masse der restlichen Bücher aus dem Genre ab.

Neben all der Kritik gab es aber auch Aspekte, die mir gefallen haben. Zum einen waren das die Charaktere, die für einen YA Roman ganz gut ausgearbeitet wurden. Der Tod war dann tatsächlich der Charakter, der mir am besten gefallen hat.
Auch die Liebesgeschichte war schön zu lesen, selbst wenn sie sehr vorhersehbar war. Sie hat aber nicht den Hauptteil des Buches eingenommen, sondern verlief zart im Hintergrund, mit Szenen, die mir beim Lesen manchmal ein Bauchkribbeln verursacht haben. Der einzige Kritikpunkt dabei war eigentlich nur, dass es mir so auf den Zeiger geht, dass alle YA-Autorinnen scheinbar ein Faible dafür haben, dass die männlichen Love Interests ihre Angebetete immer mit Spitznamen ansprechen müssen, als wären die Frauen irgendwelche Haustiere. So war es auch hier der Fall, dass der Tod Signa immer "Vögelchen" genannt hat - warum, ist mir schleierhaft.

Der Schreibstil ist sehr angenehm und konnte der Erzählung gut folgen. Auch die Sprecherin passt gut zum Alter der Charaktere und dem Genre.

Fazit:

Alles in allem ist Belladonna ein durchschnittlicher YA-Fantasyreihenauftakt. Wer neu in dem Genre ist, wird vermutlich Freude an dem Buch finden. Wer viel YA liest, wird hier jedoch wenig Neues finden, da nahezu alle gängigen Tropes des Genres enthalten sind. Dadurch hebt sich Belladonna leider kaum von der Masse an YA Fantasyromanen ab, wodurch es von mir durchschnittliche 3 Sterne erhält.
Die weiteren Teile werde ich nicht mehr lesen. Einerseits wirkt die Erzählung in sich abgeschlossen (bis auf den "Cliffhanger" eines neuen Kriminalfalles), andererseits konnte mich die Autorin nicht genügend "catchen", als dass ich unbedingt wissen müsste, wie es mit Signa weitergeht.
4 Kommentare
(© Argon)

Du darfst nicht alles glauben, was du denkst: Meine Depression
von Kurt Krömer
Gelesen von Kurt Krömer

Bewertung: ★★☆☆☆

Memoir, Audiobook
Spieldauer: 4 Stunden und 21 Minuten
Erscheinungsdatum: 01. März 2022
Verlag: Argon


Inhaltsangabe:
»Ich war dreißig Jahre depressiv. 
Ich muss damit leben. Und ich habe keinen Bock, das zu verheimlichen.« Alexander Bojcan ist 47 Jahre alt, trockener Alkoholiker, alleinerziehender Vater und er war jahrelang depressiv. Auf der Bühne und im Fernsehen spielt er Kurt Krömer. Er will sich nicht länger verstecken. Dies ist der schonungslos offene und gleichzeitig lustige Lebensbericht eines Künstlers, von dem die Öffentlichkeit bisher nicht viel Privates wusste. Alexander Bojcan bricht ein Tabu und das tut er nicht um des Tabubrechens willen, sondern um Menschen zu helfen, die unter Depressionen leiden oder eine ähnliche jahrelange Ärzteodyssee hinter sich haben wie er selbst.

Meine Meinung:

Ich möchte zunächst positiv hervorheben, dass ich es wichtig und bewundernswert finde, dass Alexander Bojcan aka. Kurt Krömer öffentlich über seine Depressionen spricht und so einen Teil zur Entstigmatisierung psychischer Erkrankungen beiträgt. Gut gefallen hat mir auch, dass er professionelle Hilfe in Anspruch genommen hat und positiv darüber spricht. Wenn dieses Buch dazu beiträgt, dass Menschen mit Depressionen, die dieses Buch lesen (oder hören), sich nicht alleine mit ihrer Diagnose fühlen und/oder durch das Buch vielleicht sogar den Mut fassen, sich Hilfe zu holen (in welcher Form auch immer), dann wurde das Wichtigste erreicht.

That being said, kann ich aber dennoch nicht mehr als 2 Sterne vergeben, denn inhaltlich hat mir das (Hör-)Buch wenig gegeben. Ich weiss nach dem Hören dieses Hörbuchs nun nicht viel mehr über Kurt Krömer, ausser, dass er Depressionen und ein Alkoholproblem hatte, alleinerziehender Vater ist und er eine stationäre Therapie gemacht hat. Das Hörbuch dauert nur knapp 4 1/2 Stunden, die Buchvorlage ist nur etwas über 200 Seiten lang und trotzdem hätte der ganze Inhalt meiner Meinung nach auf 20 Seiten oder eine halbe Stunde herunter gekürzt werden können.
Die Erzählung wirkt auf der einen Seite sehr unstrukturiert. Auf der anderen Seite wiederholt sich Kurt Krömer in den wild zusammengewürfelten, nicht immer chronologisch folgenden Kapiteln so viele Male, dass ich am Ende fast mein Handy gegen die Wand gepfeffert habe, wenn ich noch einmal hören musste, dass er alleinerziehender Vater ist.
Was ich sehr schade fand, war, dass die Erzählung absolut oberflächlich bleibt. Ich gestehe jedem "Promi" gern zu, seine Privatsphäre schützen zu wollen, aber wenn man sich schon entscheidet, ein Buch über ein persönliches Thema zu veröffentlichen, dann funktioniert das leider nicht mehr. Und die Folge war hier, dass mir Krömers Geschichte zu wenig in die Tiefe ging.
So richtig erfahren wir eigentlich nichts über die Privatperson hinter Kurt Krömer und was wirklich zu seinem Alkoholproblem und seinen Depressionen beigetragen hat - abgesehen davon, dass er an einer Stelle kurz seinen Vater und dessen Alkoholproblem erwähnt. Auch wie er aus beidem wieder herausgefunden hat, bleibt mir ein Rätsel. Ich habe selbst lange im Suchtbereich mit alkoholabhängigen Menschen gearbeitet, und dass er eines Tages scheinbar einfach so mit dem Trinken aufgehört hat, weil er nicht so werden wollte, wie sein Vater, scheint mir aufgrund meiner praktischen Erfahrungen in diesem Feld doch sehr unglaubwürdig und zu einfach dargestellt. Und so ähnlich war es auch mit seinen Depressionen. Er stellt sich als schwer depressiv hin, kann seine 8-wöchige stationäre Therapie aber für eine Woche unterbrechen, um arbeiten zu gehen? Das geht für mich nicht ganz auf.

Die letzte Stunde dieses kurzen Hörbuchs befasst sich dann nur noch mit einem Griechenlandurlaub, den Krömer nach seiner Therapie mit seinen Kindern unternommen hat und gefühlt ewig in die Länge gezogen wird, ohne dass diese Reise inhaltlich irgendetwas Relevantes für mich als Zuhörerin zutage gebracht hat. Das hat sich am Ende nur noch wie ein Lückenfüller angefühlt.

Fazit:

Es ist wichtig und gut über psychische Erkrankungen offen zu sprechen und es ist mutig, dass Kurt Krömer dies als prominente Persönlichkeit gemacht hat. Aber abgesehen davon hat mich das Buch inhaltlich enttäuscht, weil es für meinen Geschmack viel zu oberflächlich und undifferenziert war. Die wenigen Infos, die Krömer hier über seine Depressionen zutage bringt, hätten auch in einem 30-minütigen Podcast-Interview erzählt werden können und waren mir für ein eigenständiges Buch zu wenig Stoff.
4 Kommentare
(© Argon)

Ich bin Malala*
von Malala Yousafzai & Christina Lamb
Gelesen von Eva Gosciejewicz

Bewertung: ★★★☆☆

Autobiography, Audiobook
Spieldauer: 11 Stunden und 12 Minuten
Erscheinungsdatum: 04. Dezember 2014
Verlag: Argon

* Gehört auf audioteka.com/de [Werbung]. (2 Wochen kostenloses Probeabo möglich)


Inhaltsangabe:
Ihre Geschichte sorgte international für Erschütterung: Am 9. Oktober 2012 wird die junge Pakistanerin Malala Yousafzai auf ihrem Schulweg von Taliban-Kämpfern überfallen und brutal niedergeschossen. Die Fünfzehnjährige hatte sich den Taliban widersetzt, die Mädchen verbieten, zur Schule zu gehen. Obendrein führte sie für die BBC ein vielbeachtetes Blog über ihren Alltag unter den Islamisten. Damit war ihr Todesurteil gefällt. Die Kugel traf Malala aus nächster Nähe in den Kopf; doch wie durch ein Wunder kam das mutige Mädchen mit dem Leben davon. Schon kurz danach hat sie erklärt, dass dieser Anschlag sie nicht davon abhalten wird, auch weiterhin für die Rechte von Kindern, insbesondere Mädchen, einzutreten. Dies ist ihre Geschichte.

Meine Meinung:

Vorweg muss ich vorausschicken, dass sich meine Bewertung und nachfolgende Rezension natürlich nicht auf Malalas Leben und dem, was sie erlebt hat, bezieht, sondern die Art und Weise, wie es in diesem (Hör-)Buch erzählt wird.

Dieses Buch stand schon sehr lange auf meiner Leseliste und ich war überrascht, dass es bereits zehn Jahre her ist, seitdem es erschienen ist. Damals war Malalas Geschichte in aller Munde und durch den Tötungsversuch der Taliban ist ihre Erzählung durch die Medien um die Welt gegangen. Auch an mir ist Malala damals nicht komplett vorbeigegangen. Und nun wollte ich doch noch mal etwas mehr Einblick in die damaligen Geschehnisse bekommen, da ich nur wusste, dass sie einen Anschlag überlebt hat und sich für Bildung einsetzt - also das, was auch der Untertitel dieses Buches bereits verrät.

Tatsächlich muss ich aber festhalten, dass das Buch nicht viel mehr Informationen liefert, als man bereits aus der Presse kennt. Die erste Hälfte des Buches befasst sich vor allem mit historischen Ereignissen in Pakistan, der Erwähnung verschiedener Gruppierungen und der Herleitung, wie die Taliban an die Macht gekommen sind und dafür gesorgt haben, dass Mädchen plötzlich nicht mehr zur Schule gehen durften. Eines dieser Mädchen war Malala, die bereits in jungen Jahren sehr wissbegierig war und diesen Umstand nicht einfach so hinnehmen wollte. Auch ihr Vater hatte bereits damals für mich überraschend fortschrittliche Ansichten und sich ebenfalls für die Belange seiner Tochter starkgemacht und sich damit auch für das Recht von Frauen eingesetzt.
Wie man weiss, hat aber genau dieses Engagement Malala fast das Leben gekostet. Denn eines Tages wird sie unerwartet von den Taliban angeschossen. Malala überlebt diesen Mordversuch glücklicherweise und wird in der Folge nach England gebracht, wo sie die notwendige medizinische Versorgung erhält. Die zweite Hälfte des Buches befasst sich dann hauptsächlich mit ihrer Genesung und ihrem Aufenthalt im Krankenhaus, sowie der Hilfe, die sie durch den Westen erhält.

Obwohl ich es sehr schätze, wenn historische Ereignisse zum besseren Verständnis der Erzählung in eine Biografie eingebettet werden, war mir die Erzählung im ersten Teil schon zu sehr darauf bezogen, und man hat wenig Persönliches über Malala erfahren. Die zweite Hälfte befasst sich dann zwar spezifischer mit Malalas Situation, aber auch hier blieb die Erzählung überraschend oberflächlich.

Nach Beendigung des Buches habe ich nicht den Eindruck, dass ich nun viel mehr weiss, als vor dem Buch. Und das, obwohl ich die Ereignisse von damals wirklich nur am Rande mitbekommen habe. Alles, was hier berichtet wird, kann man vermutlich auch kurz bei Wikipedia nachlesen. Und das fand ich schade, denn eine Autobiografie sollte für mich inhaltlich schon mehr in die Tiefe gehen, als Wikipedia- oder Presseartikel.

Die Sprecherin des Buches war dagegen wieder sehr angenehm, aber das allein tröstet leider auch nicht darüber hinweg, dass ich vom Inhalt mehr erwartet hätte.

Was mich noch erstaunt hat, war, dass sich der Westen so sehr für das Überleben eines einzigen Mädchens einsetzt. Natürlich ist es schön, dass Malala und ihre Familie Hilfe und Sicherheit erhalten haben, aber für mich ist nicht ganz klar, warum gerade sie so viele Privilegien bekommen hat und in England fast schon königlich versorgt wurde - sei es durch medizinische Behandlungen, oder auch durch Aufenthaltsbewilligungen und/oder Jobchancen, die ihrer Familie gewährt wurde. Dieses VIP-treatment hat mich etwas irritiert. Nicht, weil es Malala nicht verdient hat, sondern eher, weil es vermutlich zig tausenden anderen Menschen in Pakistan ähnlich ergeht, und die meisten keine solchen Privilegien aus dem Westen erhalten. Aber das ist keine Kritik an Malala oder dem Buch, sondern einfach ein Grundgedanke, der mich beim Hören immer wieder irritiert hat.

Fazit:

Malalas Geschichte ist vor zehn Jahren um die Welt gegangen. Ihr Leben und ihr Mut sind wirklich bewundernswert und es ist schön, dass sie ihre Bekanntheit dafür einsetzt, für mehr Bildungsrechte in Pakistan zu kämpfen. Dennoch hätte ich mir von diesem Hörbuch inhaltlich mehr erhofft. Leider erfährt man hier jedoch nichts, was man vermutlich nicht auch durch einen Wikipediaartikel über Malala erfahren könnte und das finde ich für eine Autobiografie sehr schade. Ich hätte mir mehr persönliche Einblicke und Tiefe gewünscht. Deshalb gibt es von mir durchschnittliche 3 Sterne.
3 Kommentare
(© Arkana)

Das Kind in dir muss Heimat finden*
von Stefanie Stahl
Gelesen von Nina West

Bewertung: ★★★★☆

Self Help, Audiobook
Spieldauer: 6 Stunden und 49 Minuten
Erscheinungsdatum: 18. April 2016
Verlag: Arkana

* Gehört auf audioteka.com/de [Werbung]. (2 Wochen kostenloses Probeabo möglich)

Inhaltsangabe:
Jeder Mensch sehnt sich danach, angenommen und geliebt zu werden. Im Idealfall entwickeln wir während unserer Kindheit das nötige Selbst- und Urvertrauen, das uns als Erwachsene durchs Leben trägt. Doch auch die erfahrenen Kränkungen prägen sich ein und bestimmen unbewusst unser gesamtes Beziehungsleben. Erfolgsautorin Stefanie Stahl hat einen neuen, wirksamen Ansatz zur Arbeit mit dem »inneren Kind« entwickelt: Wenn wir Freundschaft mit ihm schliessen, bieten sich erstaunliche Möglichkeiten, Konflikte zu lösen, Beziehungen glücklicher zu gestalten und auf (fast) jedes Problem eine Antwort zu finden.

Meine Meinung:

Dieses (Hör-)Buch stand seit Jahren auf meiner Leseliste, aber nicht etwa, weil mich der Titel so angesprochen hat und ich es für mich selbst lesen wollte, sondern weil gefühlt jede:r dieses Buch gelesen hat - darunter auch zahlreiche Patient:innen, die ich psychotherapeutisch begleite. Bei all dem Hype bin natürlich ebenfalls neugierig geworden, wobei ich sagen muss, dass ich sehr skeptisch an das Buch herangegangen bin, da ich zu dem Buch und auch Stefanie Stahl selbst, auch kritische Rückmeldungen gelesen und gehört habe. 

Grundsätzlich kann ich sagen, dass mich das Buch positiv überrascht hat. Stahl führt auf sehr einfache und verständliche Weise in die Arbeit mit inneren Anteilen und eigenen Glaubenssätze ein, die  zum Reflektieren eigener Prägungen und dysfunktionaler Verhaltensweisen anregt. Die Abwechslung zwischen theoretischen Erläuterungen und praktischen Übungen ist genau richtig gewählt und es hat mir sehr gefallen, dass die Autorin direkt auf den Punkt kommt. In vielen anderen Selbsthilfebüchern ist das ganz anders: Da wird viel geredet, aber am Ende wenig Handfestes geliefert. Das ist hier definitiv anders. Stahl ist es wirklich ausserordentlich gut gelungen, die Themen im Buch kurz und knackig zu halten, was das Lesen (bzw. Zuhören) sehr angenehm gestaltet.
Ein weiterer Grund, weshalb mich das Buch positiv überrascht hat, war, dass ich die Themen im Buch selbst täglich in meiner therapeutischen Tätigkeit verwende und von ihnen überzeugt bin. Meine Haltung ist auch, dass viele problematische (Verhaltens-)Muster aus Prägungen in der Vergangenheit stammen und es sehr hilfreich und erleichternd sein kann, sich damit zu befassen, warum wir genau diese Muster anwenden und was die Kosten davon sind. Ich habe keine schematherapeutische Ausbildung, aber die Arbeit mit inneren Anteilen wird in den meisten der neuen Therapierichtungen ebenfalls verwendet (u.a. in der emotionsfokussierten Therapie oder Ego States) und sie hat sich meiner Erfahrung nach bewährt, um eine gewisse Distanz zu den eigenen Problemen zu schaffen.

Trotz den vielen positiven Aspekten, muss ich aber auch ganz klar sagen, dass dieses Buch letztendlich nichts anderes ist, als alter Wein in neuen Schläuchen - denn nichts was Stefanie Stahl hier in diesem Buch von sich gibt, ist in der psychotherapeutischen Forschung neu, noch stammt irgendein Konzept davon von ihr selbst. Anders ist vielleicht nur, dass Stahl einige neue Begriffe verwendet und statt vom "verletzten inneren Kind", vom sogenannten "Schattenkind" spricht. Doch selbst diesen Begriff hat sie nicht selbst erfunden, sondern von einer Berufskollegin übernommen (was sie aber fairerweise im Buch auch offen zugibt). Und ich muss zugeben, dass ich persönlich(!) genau mit diesen Begriffen "Schattenkind" und "Sonnenkind" überhaupt nichts anfangen konnte und sie für mich fast schon esoterisch klingen. Ich würde in der Therapie nie solche Begriffe verwenden, sondern spreche lieber allgemein vom "Inneren Kind Anteil" oder dem "Erwachsenen Anteil", das aus meiner Sicht auch selbsterklärender ist, als "Schatten- und Sonnenkind". Aber das ist sicher Geschmackssache.
Ein weiterer Kritikpunkt ist auch, dass dieses Buch zwar einleuchtend und "einfach" klingt, aber meiner Erfahrung nach eine sehr grosse Reflexionsfähigkeit eigener Muster, der eigenen Lebensgeschichte und der eigenen Gefühle voraussetzt, was in der Realität sehr schwierig sein kann. Ausserdem ist meine Erfahrung auch, dass viele Menschen sehr bald das Konzept der inneren Glaubenssätze und Prägungen rational verstehen, aber dennoch grosse Mühe haben, etwas daran zu verändern, weil die Überzeugungen, dass diese Glaubenssätze wahr sind, emotional manchmal sehr tief sitzen. Für psychische gesunde Menschen ist das Buch sicher eine hilfreiche Stütze, aber bei ernsthaften psychischen Symptomen würde ich dann doch fachliche Unterstützung empfehlen. Ich könnte mir aber sehr gut vorstellen, dass Buch zukünftig als Begleitbuch für einige meiner Therapien zu empfehlen. Dennoch muss man bei der Erwartungshaltung sicher realistisch bleiben und die Versprechung des Untertitels, dass dieses Buch der Schlüssel (fast) aller Probleme ist, ist sicher mit grosser Vorsicht zu geniessen. Es kann aber ein guter Anfang sein, sich mit den eigenen Problemen auseinander zu setzen.

Zur Sprecherin kann ich abschliessend nur positive Worte vergeben: Sie hat eine wirklich angenehme Erzählstimme und -weise und das Zuhören sehr kurzweilig erscheinen lassen. Und ich muss zugeben, dass ich froh bin, dass Stahl das Hörbuch nicht selbst eingelesen hat, denn in ihrem Podcast habe ich ihr nicht sonderlich gern zugehört.

Fazit:

"Das Kind in dir muss Heimat finden" ist aus meiner Sicht zurecht ein Bestseller und aus psychotherapeutischer Sicht kann ich bestätigen, dass die Theorien, die im Buch vermittelt werden, sich auch in Studien als wirksam erwiesen haben. Dennoch muss festgehalten werden, dass Stahl hier sprichwörtlich nur alten Wein in neuen Schläuchen verkauft. All das, was sie hier benennt, wurde von anderen Begründer:innen psychologischer Theorien erfunden - aber zum Glück gibt die Autorin das auch offen zu und macht entsprechende Querverweise. Stahl hat eigentlich nur ein Talent darin erwiesen, die Theorien auf eine kurze und verständliche Weise zusammenzufassen und sie einem breiten Publikum zugänglich zu machen - was eigentlich sehr clever ist, um sich ein goldenes Näschen zu verdienen. ;) Es sei ihr jedoch gegönnt, denn wenigstens hat das, was sie hier erzählt, Hand und Fuss und ich kann eigentlich hinter allem stehen, was im Buch erläutert wird. Wer sich mit eigenen problematischen Glaubens- und Verhaltensmustern auseinandersetzen will, macht mit diesem Buch einen guten Anfang. 4 Sterne gibt es von mir.
6 Kommentare
(© Argon Verlag)

Das Haus der Wiederkehr*
von Jojo Moyes
Gelesen von Luise Helm

Bewertung: ★★☆☆☆

(Historical) Fiction, Audiobook
Spieldauer: 13 Stunden und 8 Minuten
Erscheinungsdatum: 01. März 2024
Verlag: Argon


*Rezensionsexemplar von Netgalley. Vielen Dank an den Argon Verlag.

Inhaltsangabe:
Lottie und Celia sind in dem Küstenstädtchen Merham wie Schwestern aufgewachsen. Während Celia gegen die Enge der Kleinstadt aufbegehrt, liebt Lottie den idyllischen Ort und vor allem das Meer. Besonders fasziniert sie ein prächtiges Artdéco-Haus direkt am Strand, in dem eine bunte Gruppe von Künstlern lebt.

Gemeinsam tauchen Celia und Lottie ein in eine aufregende, fremde Welt. Bis Celia eines Tages ihren Verlobten Guy mit nach Hause bringt – und vom ersten Augenblick an weiß Lottie, dass er auch ihre große Liebe ist …

Ein halbes Jahrhundert später werden das Haus am Strand und seine Geheimnisse wieder lebendig. Und es stellt sich die Frage: Kann man die Vergangenheit jemals hinter sich lassen?

Meine Meinung:

Ich muss zunächst vorausschicken, dass ich gar nicht zur Zielgruppe von Jojo Moyes Büchern gehöre, denn ich mag Chick-Lit eigentlich gar nicht sonderlich. Der Grund, warum ihre Bücher dennoch immer wieder auf meiner Leseliste landen, ist die Hörbuchsprecherin Luise Helm, der ich einfach unglaublich gern zuhöre. Und das war auch hier der Fall. Was mir dieses Mal vorgängig jedoch entgangen ist, ist der Umstand, dass es sich um eine Neuauflage eines älteren Werkes der Autorin handelt, das bereits 2003 erschienen war. Und das merkt man der Geschichte bedauerlicherweise an.

Im Buch werden zwei unterschiedliche Handlungen erzählt. Zunächst lernen wir Lottie und Celia kennen, deren Geschichte aus den 1940ern erzählt wird. Sonderlich viel lässt sich dazu jedoch nicht sagen, denn ihre Erzählung hat sich hauptsächlich darum gedreht, dass sie sich beide in denselben Mann verliebt haben.
Gerade als ich endlich halbwegs einen Zugang zu diesem Handlungsstrang gefunden habe, macht das (Hör-)Buch einen Sprung in die Gegenwart und wir lernen plötzlich ganz neue Charaktere mit einer neuen Geschichte kennen. Im Zentrum steht diesmal die junge Mutter Daisy, die sich frisch von ihrem Ehemann getrennt hat.

Beide Erzählstränge haben gemeinsam, dass die weiblichen Charaktere alle Männerprobleme haben und die Männer in ihrem Leben das einzige zu sein scheinen, womit sie sich beschäftigen. Das hat das Zuhören ziemlich anstrengend gemacht, denn es fehlt dem ganzen Buch an einem roten Faden oder interessanten Aufhänger. Die ganze Zeit müssen wir gefühlt nur zuhören, wie unglücklich Lottie, Celia und Daisy aufgrund der Männer in ihrem Leben sind und es wird an einem Stück nur herumgejammert, ohne das wirklich Spannung aufkommt oder klar wird, was für eine Botschaft uns die Autorin mit ihrer Erzählung vermitteln will.
Moyes hat auch in späteren Werken Zeitsprünge angewandt und Geschichten auf mehreren Zeitebenen erzählt, doch hier ist ihr dieses Stilmittel leider völlig misslungen. Für mich hat das verbindende Element gefehlt und das in der offiziellen Inhaltsangabe benannte Haus, spielt ehrlich gesagt nur eine untergeordnete Rolle, sodass es für mich als verbindendes Element nicht ausgereicht hat. Vielmehr hat mich hier der Zeitsprung völlig aus dem Handlungsfluss gerissen, denn nachdem ich endlich einen Zugang zur Erzählung der 1940er gefunden habe, war es auch schon vorbei und ich musste mich auf eine komplett neue Story mit neuen Charakteren einlassen.
Eine weitere Schwierigkeit bestand darin, dass einfach viel zu viele (Neben-)Charaktere auftauchen, deren Namen und Rolle ich mir gar nicht alle merken konnte und erst recht dazu geführt haben, dass sich die Handlung nicht flüssig angefühlt hat.

Alles in allem war ich durchgängig gelangweilt. Dass das Buch aus 2003 stammt, hat für mich gleich zwei Schwächen zutage gebracht: Einerseits handelt es sich um das zweite Buch der Autorin, das sie jemals veröffentlicht hat und ihr erzählerisches Talent ist definitiv noch nicht ausgereift und wird in neueren Büchern besser. Andererseits wurden die Frauen in diesem Buch ziemlich schwach dargestellt, als würde ihr einziger Lebensinhalt in ihrer Liebe zu Männern bestehen. Die Werke aus dem aktuellen 2020er-Jahrzehnt fühlen sich da deutlich emanzipierter und feministischer an, was viel eher meinem Lesegeschmack entspricht.

Zu Luise Helm muss ich abschliessend gar nicht so viel sagen: Sie ist und bleibt durch ihre angenehme Erzählweise und Stimmfarbe einfach eine meiner liebsten Hörbuchsprecherinnen und macht auch hier ihre Sache ausserordentlich gut. Aber eine gute Erzählerin kann letztendlich auch nicht über eine schlechte Buchvorlage hinwegtrösten, wie es hier der Fall war.

Fazit:

Kurz zusammengefasst kann man sagen: Ein Satz mit x, das war wohl nix. "Das Haus der Wiederkehr" ist eine Neuauflage eines Buches von Jojo Moyes, das bereits 2003 veröffentlicht wurde. Einige ihrer neueren Bücher sind definitiv besser. Hier fehlt es komplett an einem roten Faden oder interessanten Aufhänger, die der Story eine Daseinsberechtigung geben würden. Stattdessen lernen wir viel zu viele Charaktere kennen, deren einziger Lebensinhalt darin besteht, Männern nachzutrauern und ständig nur herumzujammern. Das liest sich fast schon wie anti-feministische Literatur. Für mich auf ganzer Linie eine Enttäuschung. Lest lieber ein neueres Buch der Autorin, denn sie hat sich verbessert und weiterentwickelt. Hier kann ich dagegen keine Leseempfehlung aussprechen und nur enttäuschte 1.75 Sterne vergeben.
6 Kommentare
(© Argon Verlag)

Demon Copperhead*
von Barbara Kingsolver
Gelesen von Fabian Busch

Bewertung: ★★★★☆

Fiction, Audiobook
Spieldauer: 18 Stunden und 33 Minuten
Erscheinungsdatum: 28. Februar 2024
Verlag: Argon


*Rezensionsexemplar von Netgalley. Vielen Dank an den Argon Verlag.

Inhaltsangabe:
Ein Trailer in den Wäldern Virginias. Das Land der Tabakfarmer und Schwarzbrenner, der »Hillbilly-Cadillac«-Stoßstangenaufkleber an rostigen Pickups, aufgegeben von sämtlichen Superhelden und dem Rest der Nation. Hier kommt Demon Copperhead zur Welt – die Mutter ist noch ein Teenie und frisch auf Entzug, der Vater tot. Ein Junge mit kupferroten Haaren, großer Klappe und einem zähen Überlebenswillen, trotz allem, was das Leben für ihn bereithält: Armut, Pflegefamilien, Drogensucht, erste Liebe und unermesslicher Verlust. Es ist seine Geschichte, erzählt in seinen Worten, unbekümmert, vorwitzig, von übersprudelnder Lebenskraft.

Meine Meinung:

Auf die Gefahr hin, mich fast jedes Mal zu wiederholen: Aber auf dieses Buch hier habe ich mich völlig unvoreingenommen und ohne jegliche Vorinformationen eingelassen. Der Titel wurde mir in meinen Buchempfehlungen auf Goodreads angezeigt und deshalb habe ich mich spontan für ein Hör-Exemplar beworben. Ich habe erst jetzt im Nachhinein gesehen, dass das Buch etliche Preise (darunter auch den Pulitzer-Preis) erhalten hat und dass es sich um eine moderne Nacherzählung von "David Copperfield" von Charles Dickens handelt. Vermutlich war es gut, dass mir beide Informationen unbekannt waren. Einerseits neige ich dazu, skeptisch an preisgekrönte Bücher heranzugehen, und andererseits habe ich Dickens Werk nie gelesen, sodass ich mich völlig frei von jeglichen Erwartungen an dieses Buch heranwagen konnte.

Im (Hör-)Buch wird eine Coming-of-Age Geschichte des titelgebenden Protagonisten, Demon Copperhead erzählt.
Demon wächst unter schwierigen Bedingungen auf: Seine Mutter ist nach dem Tod eines Vaters alleinerziehend und drogenabhängig. Und als wäre das nicht schon herausfordernd genug, gerät sie schliesslich an einen neuen Lebenspartner, der gewalttätig ist und für noch mehr Probleme im Familienalltag führt.
Eines Tages holt die Familie dann einen weiteren Schicksalsschlag ein, der dazu führt, dass Demon bei Pflegefamilien unterkommt und dabei eine richtige Odysee beginnt. Demon kämpft sich von Familie zu Familie durch und muss sich auf dem Weg zum Erwachsenwerden immer wieder durchkämpfen und schwierige Erlebnisse bewältigen, um nicht selbst so zu enden, wie seine Mutter...

Demons Geschichte ist sehr lang, das Hörbuch umfasst mehr als 18 Hörstunden und die Buchvorlage hat mehr als 800 Seiten und dennoch hat mich die Erzählung relativ schnell in einen Sog gezogen, der mich nicht wieder losgelassen hat. Gerade zu Beginn des Buches passieren so viele Schicksalsschläge, die mich emotional mitgenommen haben und früh mein Mitgefühl für den damals so jungen Demon geweckt haben.
Immer wieder habe ich gehofft, dass der Junge doch endlich mal ein bisschen Glück in seinem Leben verdient hat, und immer wieder wird er von der Realität eingeholt. Gewalt und Drogensucht sind dabei nur zwei Themen, die sich wie einen roten Faden durch Demons Leben und vor allem sein Umfeld zieht, mit dem er aufwächst.
Doch Demon bleibt in all den schrecklichen Erlebnissen überraschend stark, manchmal hatte ich sogar das Gefühl ein wenig naiv. Aber vielleicht hat ihm genau diese Naivität stark gemacht, nicht aufzugeben und auf ein besseres Leben zu hoffen.
Immer wieder rappelt er sich auf, obwohl ihm das Leben Steine in den Weg legt. Und das hat mich wirklich beeindruckt.

Das Buch enthält neben Demon als Protagonisten zahlreiche Nebencharaktere, die wiederkehrende Rollen übernehmen. Dabei sind zum Glück nicht alle böse gesinnt, es gibt darunter auch durchaus Leute, die Demon Gutes wollen und ihn unterstützen wollen und mir ans Herz gewachsen sind. Es würde jedoch den Rahmen sprengen, auf die einzelnen Nebencharaktere auch noch einzugehen.

Im Mittelteil gab es ein paar Stellen, die mir etwas langgezogen vorkamen, aber insgesamt ist mir das Zuhören trotzdem sehr kurzweilig vorgekommen, denn ich konnte gar nicht anders, als mit Demon mitzufiebern. Manchmal war es auch fast so wie bei einem Unfall: Man will gar nicht hinsehen, weil es so schrecklich ist, aber kann nicht anders. Und so hat sich Demons Geschichte zum Erwachsenwerden manchmal angefühlt. Freude herrsche jeweils nur kurz, und nach einiger Zeit wusste man, dass nach jedem positiven Erlebnis, mindestens eine schreckliche Erfahrung folgen würde. Doch die Ausmasse halten sich immer in einem gewissen Rahmen. Es ist nicht so, dass es Szene expliziter Gewalt oder sexuellen Übergriffen o.ä. gibt.

Der Sprecher macht seine Sache gut und hat das Zuhören sehr angenehm gemacht, und das, obwohl ich normalerweise eigentlich weibliche Sprecherinnen bevorzuge.

Für die vollen fünf Sterne hat es letztendlich aber nicht gereicht. Der Grund war, dass mir am Ende dann doch noch das gewisse "Etwas" gefehlt hat. Der Schlussteil des Buches war mir viel zu weichgespült und auf "Happy End" getrimmt, was man sich zwar insgeheim für Demon wünscht, aber sich einfach nicht so richtig glaubhaft angefühlt hat, dass sich plötzlich so vieles zum Guten wendet. Hier hätte ich mir irgendwie ein mutigeres und ehrlich gesagt weniger kitschigeres Ende gewünscht.

Zum Vergleich zu Dickens Originalwerk kann ich leider nichts sagen, aber hier fände ich sehr spannend, zu erfahren, wie andere Leser:innen die Adaption erlebt haben, die den Klassiker zuvor gekannt haben.

Fazit:

Demons Copperheads Coming-of-Age Geschichte ist eine, die unter die Haut geht. Der Junge wächst unter schwersten Bedingungen auf und bekommt immer wieder Steine in den Weg gelegt, die ihn aber nicht davon abhalten weiterzumachen. Es gibt viele Erlebnisse im Buch, die mir emotional nahe gegangen sind und mit dem Protagonisten haben mitfühlen lassen. Trotz der Länge des Buches, hat die Autorin eine unglaublich fesselnde und kurzweilige Erzählung geschaffen, die ich definitiv weiterempfehlen kann. Wäre das typisch amerikanische weichgespülte Ende nicht gewesen, hätte es vielleicht sogar für 5 Sterne gereicht. So kann ich aber immerhin 4 Sterne und eine Leseempfehlung aussprechen.
4 Kommentare
(© dtv)

Das Mondscheincafé*
von Mai Mochizuki

Bewertung: ★★★☆☆

Magical Realism, 208 Seiten
Erscheinungsdatum: 18. April 2024
Verlag: dtv


*Digitales Rezensionsexemplar von Netgalley. Danke an den dtv Verlag.

Inhaltsangabe:
Das Mondscheincafé hat keinen festen Standort, taucht unvorhersehbar in Vollmondnächten in Kyoto auf – und wird von Katzen betrieben. Eine erfolgreiche Drehbuchautorin in der Krise, ein Fernsehregisseur mit gebrochenem Herzen und zwei Unternehmer mit beruflichen Schwierigkeiten finden sich in der Nacht plötzlich in einem halbträumenden Zustand dort wieder. Im Café erhalten sie neben süßen Köstlichkeiten lebensverändernde Ratschläge zu Liebe, Arbeit und Beziehungen von den charismatischen Katzen, die das astrologische Horoskop ihrer Gäste interpretieren. (© dtv)

Meine Meinung:

Auf dieses Buch bin ich aufmerksam geworden, weil es von einer japanischen Autorin geschrieben wurde und ich derzeit eine Weltreise-Challenge mache, bei der ich für jedes Land auf der Welt ein Buch einer (weiblichen) Autorin lesen möchte.
Die Inhaltsangabe klang in Zusammenhang mit dem sehr ansprechenden und niedlichen Cover vielversprechend und ich war neugierig zu erfahren, was es mit diesem magischen Mondscheincafé auf sich hat.

Das Buch ist sehr kurz gehalten und erzählt die Geschichten unterschiedlicher Charaktere, die sich an einem schwierigen Punkt in ihrem Leben befinden und ihnen dadurch das Mondscheincafé erscheint. Im Café arbeiten Katzen, die nicht nur köstliche Drinks und Desserts anbieten, sondern auch sprechen können und einige Lebensweisheiten zum Besten geben, um ihre Besucher wieder auf den richtigen Weg in ihrem Leben zu weisen.
Ihr Wissen beziehen sie dabei ausschliesslich aus der (westlichen) Astrologie, sodass sie Weisheiten zum Besten geben, die auf Sternzeichen und Planetenkonstellationen beruhen, die scheinbar vor allem zum Zeitpunkt der Geburt eine Rolle spielen sollen.

Mir war anfangs leider nicht bewusst, dass das Thema Astrologie das zentrale Element in diesem Buch sein wird, denn ich kann persönlich damit relativ wenig anfangen. Das war aber nicht mal mein Hauptkritikpunkt, sondern eher, dass das Astrologiewissen durch die Katzen sehr theoretisch und erklärend vermittelt wird und ich mir mehr "show" und weniger "tell" gewünscht hätte, weil dadurch alles eher trocken gewirkt hat.

Leider ist es mir auch nicht gelungen, eine tiefere Verbindung zu den einzelnen Charakteren und ihren Schicksalen aufzubauen, denn dafür ist das Buch und die einzelnen Kapitel einfach zu kurz. Das Leben der einzelnen Personen wird nur leicht an der Oberfläche gestreift und dann durch den erleuchtenden Besuch im Mondscheincafé sehr schnell aufgelöst. Dadurch wirkt alles sehr konstruiert und zu rasch abgehandelt, ohne dass mich die einzelnen Lebensgeschichten emotional erreichen konnten.

Fazit:

Das Buch ist zauberhaft, mit seinem von Katzen geführten magischen Café, die Menschen in schwierigen Lebenssituationen durch Weisheiten eine neue Richtung vermitteln. Aber die Umsetzung hat mich durch das sehr Astrologie-lastige Thema weniger überzeugt und war mir am Ende zu theoretisch und erklärend. Von mir gibt es deshalb durchschnittliche 3 Sterne. Wenn man sich für Astrologie interessiert, könnte man durchaus Freude am Inhalt finden.
4 Kommentare
(© SAGA Egmont)

Das unsichtbare Band*
von Haneen Al-Sayegh
Gelesen von Alexandra Sagurna

Bewertung: ★★★☆☆

Fiction, Audiobook
Spieldauer: 9 Stunden und 53 Minuten
Erscheinungsdatum: 14. März 2024
Verlag: SAGA Egmont


*Rezensionsexemplar von Netgalley. Vielen Dank an den SAGA Egmont Verlag.

Inhaltsangabe:
In den Bergen des Libanon wächst die junge Amal in der strengen, patriarchalischen Religionsgemeinschaft der Drusen auf. Sie will nur eines: die Schule besuchen und studieren, doch Mädchen haben dort keine Rechte. Der Großvater lässt zwischen sich und seiner Frau eine Mauer errichten, aber die Mutter darf immerhin Brot backen, und damit bezahlt sie das Schulgeld ihrer Töchter. Als Amal, die jüngste, mit fünfzehn verheiratet wird und das Elternhaus verlässt, schweigt die Mutter. Unbeirrt, wenn auch gegen viele Widerstände, geht die junge Frau ihren Weg und beginnt zu begreifen, was es heißt, selbstbestimmt zu leben und wahrhaftig zu lieben.

Meine Meinung:

Auch dieses Buch fällt genretechnisch mal wieder bei mir aus der Reihe, denn ohne meine "Weltreise"-Challenge, hätte ich vermutlich nie zu diesem Buch gegriffen.

Die Autorin des Buches stammt aus dem Libanon und auch die Geschichte rund um die Protagonistin Amal spielt sich in diesem Land ab. Wir begleiten Amal auf ihrem Weg ins Erwachsenenleben und lernen dabei die Kultur der Drusen genauer kennen.

Ich kannte die Glaubensgemeinschaft der Drusen bis zu diesem Buch nicht und fand es interessant, mehr über die Regeln zu erfahren, nach denen sie leben. Wie bei vielen anderen Religionen, ist aber auch diese Glaubensrichtung patriarchalisch strukturiert, sodass man als Frau weniger Rechte und Entscheidungsfreiheiten geniesst, als Männer. In diesem Sinne gibt es viele Überschneidungen zu Erzählungen, die ich aus muslimisch-geprägten Ländern des Nahen Ostens gelesen habe. Es gibt jedoch auch Unterschiede zum Islam, wie ich durch das Buch lernen durfte, denn die Drusen glauben zum Beispiel an die Reinkarnation.

Die Werte und Regeln der Drusen lernen wir durch die Augen der Protagonistin Amal kennen, die bereits mit 16 Jahren mit einem älteren Mann verheiratet wird. Trotz der Hochzeit, wird ihr aber dennoch die Freiheit gewährt, dass sie zur Schule und später zur Universität gehen darf, sodass ich den Eindruck hatte, dass die Regeln für Frauen etwas weniger streng und einengend sind, als es von anderen Religionen im Nahen Osten kennengelernt habe, in denen Frauen teilweise nicht mal zur Grundschule gehen dürfen.

Trotzdem ist es nachvollziehbar, dass Amal in ihrem Leben nicht glücklich ist, denn ihr Ehemann behandelt sie zwar nicht schlecht, verlangt jedoch regelmässig von ihr, dass sie ihren "ehelichen Pflichten" nachkommt und ihr ein Kind schenkt. Und so muss Amal bereits im Teenageralter regelmässig unfreiwillig Geschlechtsverkehr über sich ergehen lassen, der jedoch nicht wie von ihrem Mann erhofft zur Schwangerschaft führt. Es folgen deshalb Jahre mit Fruchtbarkeitsbehandlungen, die Amal psychisch und physisch schwer zusetzen. Sie wird immer unglücklicher und depressiver, sieht jedoch kaum einen Weg, ihrem Schicksal zu entfliehen...

Mich hat die Geschichte sehr an "Unorthodox" erinnert, in der die Protagonistin ganz ähnliche Erlebnisse im Rahmen der ultrakonservativen jüdisch-orthodoxen Religion berichtet. Allerdings sind die dort berichteten Erfahrungen noch einmal strenger und schockierender und sie gingen mir aufgrund der schonungslosen Offenheit der Autorin sehr unter die Haut. Bei "Das unsichtbare Band" bin ich mir nicht sicher, wie viele autobiografische Züge die Erzählung enthält, da man bedauerlicherweise nichts Offizielles darüber im Hörbuch erfährt. Auch bei Google habe ich nur vage Andeutungen gelesen, dass es einige Überschneidungen mit dem Leben der Autorin geben soll, aber wie viel im Buch wahr ist, und wie viel Fiktion, weiss man nicht - und das fand ich etwas schade. Falls die Erzählung rein fiktiv ist, dann fand ich sie ehrlich gesagt zu unspektakulär und oberflächlich. Es hat mir zwar leid getan, was Amal aus feministischer Perspektive alles durchmachen muss, aber für mich wurde ihr Leidensdruck emotional nicht spürbar. Ich hätte mir more show and less tell gewünscht. Es steht zwar immer wieder, das Amal eine Depression entwickelt hätte, aber für mich wurde das zu distanziert und zu wenig erlebbar beschrieben. Für mich hat insgesamt die emotionale Tiefe gefehlt.
Mir wurde auch nicht ganz klar, was die Botschaft dieser Erzählung letztendlich sein soll.
Wenn jedoch klar wäre, ob die Erzählung autobiografisch ist, dann hätte ich sie mit anderen Augen gelesen bzw. gehört. Aber für ein fiktives Buch hat mir das gewisse Etwas gefehlt und "Unorthodox" fand ich im direkten Vergleich deutlich besser, weil es mich emotional mehr mitgenommen hat.

Die Sprecherin des Buches fand ich wiederum sehr angenehm und ich habe ihr gern zugehört, wie sie Amals Leben erzählt hat.

Fazit:

Das unsichtbare Band erzählt eine Coming-of-Age Geschichte einer jungen Protagonistin, die im Libanon als Druse aufwächst. Es hat mir gefallen, mehr über die Glaubensrichtung zu erfahren, aber ansonsten blieb mir die Erzählung etwas zu oberflächlich und ich hätte mir mehr emotionale Tiefe gewünscht. Ich fand es auch schade, dass man nicht weiss, ob die Story rein fiktiv ist, oder ob sie autobiografisch ist. Bei reiner Fiktion hat mir das gewisse Etwas gefehlt, wenn es jedoch autobiografisch ist, hätte mir das Wissen darüber ermöglicht, die Story mit anderen Augen zu erleben. So kann ich jedoch nur durchschnittliche 3 Sterne vergeben.
2 Kommentare
(© Lübbe Audio)

Friends, Lovers and the Big Terrible Thing*
von Matthew Perry
Gelesen von Peter Lontzek & Kordula Leiße

Bewertung: ★★★★☆

Memoir, Audiobook
Spieldauer: 9 Stunden und 33 Minuten
Erscheinungsdatum: 02. Februar 2023
Verlag: Lübbe Audio

* Gehört auf audioteka.com/de [Werbung]. (2 Wochen kostenloses Probeabo möglich)

Inhaltsangabe:
Durch sein Mitwirken in der US-Kultserie FRIENDS erreichte der Schauspieler Matthew Perry Weltruhm. Erstmals erzählt er nun seine eigene Geschichte und berichtet ungeschönt von seinem Aufwachsen als Scheidungskind, einem unsteten Leben zwischen Kanada und Kalifornien, Humor als Coping-Mechanismus, dem steilen Aufstieg als Schauspieler - und seinem schwindelerregenden Fall, bedingt durch Alkohol und Drogen. Ein Hörbuch, das die Magie von FRIENDS heraufbeschwört, zu Tränen rührt und ungeahnte Einblicke in ein bewegtes Leben erlaubt.

Meine Meinung:

Dieses Hörbuch stand eigentlich schon seit dem Erscheinungstermin Anfang 2023 auf meiner "interesting"-Liste, ich hatte jedoch viele kritische Rezensionen zum Inhalt gelesen, sodass ich zunächst hin- und hergerissen war, ob ich es wirklich lesen bzw. hören sollte.
Nachdem Matthew Perry Ende 2023 schliesslich überraschend infolge einer Überdosis Ketamin in seinem Hauspool ertrunken war, konnte ich dann nicht mehr anders, als in seine Lebensgeschichte reinzuhören.

Das Buch liest sich definitiv anders, nachdem Perry inzwischen tot ist. Das fängt schon mit der Einleitung seiner Schauspielkollegin Lisa Kudrow an, die schreibt "Entgegen aller Wahrscheinlichkeit hat er überlebt. Aber mir war nicht klar, wie oft er es fast nicht geschafft hätte."
Diese Worte machen bereits bei der Einleitung klar: Matthew Perrys Buch über sein Leben ist keine Geschichte, die Hoffnung vermittelt. Denn geschafft hat er es am Ende doch nicht.

Perry beginnt seine Erzählung mit seiner Kindheit in Kanada. Wie es für ihn war, nachdem sich seine Eltern getrennt hatten. Wie er zum ersten Mal Drogen und Alkohol konsumiert hat und wie schnell die Sucht ihn überkommen hatte. Wie er schliesslich zu seinem Vater nach Los Angeles gezogen ist, seine Anfänge in Hollywood gemacht und natürlich auch, wie er zu seiner bekanntesten und erfolgreichsten Rolle des Chandler Bing in der Serie FRIENDS gekommen ist. Und wie es nach seinem Serienerfolg für ihn weitergegangen ist.

Die Geschichten im Buch sind insgesamt sehr redundant, denn Perry verfällt relativ rasch den Drogen, macht einen Entzug, wird wieder rückfällig und das ganze Spielchen geht von vorne los. Und das zieht sich von 1996 bis zu seinem Tod 2023 und somit durch das ganze Buch hinweg so durch. Durch den jahrelangen Konsum verschiedener Medikamente und auch Alkohol leidet seine Gesundheit sehr und der Schauspieler gerät immer wieder durch seinen Konsum in lebensbedrohliche Situationen, in denen er nur knapp dem Tod entrinnt. Leider konnten ihn aber selbst diese Nahtoderfahrungen nicht vom Konsum abhalten. Sie waren zwar meistens erschreckend, hatten aber dann lange Behandlungen und viele Operationen zur Folge, die mit Schmerzen verbunden waren, die dann wiederum mit Schmerzmitteln und anderen Medikamenten behandelt wurden, sodass Perry diesem Teufelskreis seiner Medikamentensucht nicht entkommen konnte.
Trotz zahlreicher Entzüge, Rehas und Therapien und AA-Sitzungen hat er es nie wirklich geschafft, über längere Zeit abstinent zu bleiben. Fraglich ist auch, ob er das überhaupt wollte, denn oftmals war der Schauspieler nicht mal während den Entzügen wirklich clean, sondern hat heimlich weiterkonsumiert. Dabei hat sein Reichtum und seine Bekanntheit wohl nicht gerade geholfen, denn vermutlich war Perry sein ganzes Leben lang von "Enablern" umgeben, sodass auch Fachpersonen in Krankenhäusern oder Kliniken oftmals den Wunsch nach mehr Medikamenten einem Hollywoodstar nicht ausschlagen konnten.

Was im Buch besonders heraussticht, sind die Gründe für Perrys beginnenden und später auch anhaltenden Konsum. Obwohl er eigentlich keine schwierige Kindheit im Buch beschreibt, litt Perry trotzdem seit seiner Kindheit an einem unveränderlichen Drang nach Anerkennung. Und dieses Bedürfnis konnte selbst dann nicht gestillt werden, als er auf dem Höhepunkt seiner Karriere war und (laut eigenen Worten) sich die Frauen scharenweise zu seinen Füssen legten. Egal wie viel er erreicht hatte, sein niedriges Selbstwertgefühl schien sich nie zu verändern und das einzige, dass ihm dieses Gefühl, nicht zu genügen nahm, waren die Drogen.
Ich fand es erstaunlich, dass er es trotz jahrelanger Therapie nicht geschafft hat, an diesem Thema zu arbeiten. Aber vermutlich war er dazu auch einfach nie lange genug clean, um sich wirklich mit seinem Innersten beschäftigen zu können. Und dadurch empfinde ich wirklich ein starkes Mitleid für ihn.

Was mich etwas überrascht, war, dass Perry in all den Jahren nie wirklich eine negative Presse erhalten hat. Obwohl er ständig gelogen hat, fremdgegangen ist und auch bei der Arbeit nicht immer zuverlässig war, hatte er ein Bild in der Öffentlichkeit, als wäre er in ganz Hollywood als ein liebenswerter, warmherziger, loyaler und humorvoller guter Freund bekannt. Selbst vor seinem Tod haben alle immer höchsten Tönen von ihm gesprochen und ich habe nie einen Skandal um ihn mitbekommen, wie es bei anderen Süchtigen aus der Branche wie etwas Charlie Sheen oder Amy Winehouse der Fall war. Ich verstehe auch nicht, wie er es trotz ständigem Konsum geschafft hat, seine Rolle als Chandler während 10(!) Jahren zuverlässig nachzukommen, denn das Bild, dass Perry in seinem Buch von sich zeichnet, ist ein ganz anderes. Dadurch hatte ich wirklich Mühe, ihn mir als diesen lügenden, betrügenden Süchtigen vorzustellen, den er selbst im Buch beschreibt. Denn für mich hatte der Schauspieler immer ein Saubermann-Image in der Öffentlichkeit, das sich so gar nicht mit den Erzählungen aus dem Buch vereinbaren lässt.

Perrys Buch ist bei vielen Leser:innen sauer aufgestossen, nachdem es erschienen ist. Er wird als narzisstisch und misogyn kritisiert - und beides zurecht. Er macht viele Äusserungen in seinem Buch, die hochproblematisch sind. An einer Stelle schreibt er zum Beispiel, wieso so schöne Menschen wie River Phoenix sterben mussten, während jemand wie Keanu Reeves noch lebt - ohne genauer darauf einzugehen, was er damit meint oder wieso er sowas denkt. Und das ist nur ein Beispiel von vielen.
Ich habe jedoch selbst im Suchtbereich gearbeitet und fand es aus dieser Perspektive hoch faszinierend, seiner Erzählung zu lauschen, denn es werden zwischen den Zeilen viele Aspekte deutlich, die ich auch bei anderen Süchtigen gesehen habe - und ja, das sind leider die Aspekte, die Personen mit Suchterkrankungen nicht unbedingt sympathisch machen. Ein Aspekt ist zum Beispiel, dass sich Perry immer wieder in die Opferrolle begibt und äussere Umstände für seinen Zustand verantwortlich macht. Es scheint immer wieder durch, dass er seine Eltern für seinen Konsum die Schuld gibt und das selbst noch nach mehreren Jahrzehnten.
Er hat zudem viele seiner Ex-Partnerinnen auf sehr unschöne Art und Weise verlassen, sogar Doppelbeziehungen geführt oder seinen Promistatus ausgenutzt, um schnellen Sex mit Frauen zu haben. Und doch fand er es unverschämt, als eine seiner Ex-Partnerinnen ihm lange nach der Trennung mitgeteilt hat, dass sie heiraten werde und keine Freundschaft mehr mit ihm führen möchte, weil er sowas ja nie tun würde. Das zeigt, wie realitätsfremd Perry eigentlich war, was seine eigenen Handlungen und Verfehlungen angeht, besonders im Umgang mit den Frauen in seinem Leben. Er versucht sich immer wieder, als tragischen Helden darzustellen, was seine Beziehungen angeht. Aber ehrlich gesagt war es manchmal einfach nur ein egozentrisches Arschloch.

Perrys ganze Lebensgeschichte ist von Rückfällen geprägt und ich hätte ehrlich gesagt nicht gedacht, dass er das Buch positiv enden lassen würde. Und doch beschreibt er wie aus dem Nichts, dass er 2022 wie geläutert war, nachdem er zum x-ten Mal am Bauch operiert und dazu angehalten wurde, dass er sterben wird, wenn er weiterkonsumiert. Durch Hypnose hat er es geschafft, das Rauchen zu stoppen und auch sonst hat er sich von allen Substanzen verabschiedet und lebt clean. Das fühlt sich fast wie ein Happy End aus einem Hollywoodfilm an, das man nicht glauben kann. 

Und genau so war es auch. Denn weniger als ein Jahr nach dem Erscheinen seines Buches ist er an den Folgen seines Konsums gestorben. Und das erhärtet den Verdacht, dass dieses ausgemalte Happy End wohl eher Perrys Wunschdenken war, und er nicht nur sich selbst, sondern die ganze Welt angelogen hat. Und so ist die Sucht eben. Das weiss ich aus beruflichen und privaten Kontexten. Manchmal gibt es kein Happy End. Und manchmal will man auch nicht aufhören und nimmt sogar den Tod in Kauf.

RIP Matthew Perry. Es tut mir im Herzen leid, dass du es bis zu deinem Tod nicht geschafft hast, deinen unersättlichen Wunsch nach Anerkennung zu überwinden.

Fazit:

Matthew Perrys Lebensgeschichte endete leider mit keinem Happy End. Ursprünglich war das Buch gedacht, Menschen mit einer Sucht zu helfen und Hoffnung zu vermitteln. Aber ich denke, das Buch ist nichts, das Hoffnung macht. Es zeigt eher auf realistische Art auf, welches tragische Ende eine Sucht manchmal nehmen kann.
Ein äusserst tragisches Buch, das den Schauspieler nicht unbedingt in einem positiven Licht erscheinen lässt und dennoch unglaublich unter die Haut geht, weil wir nun alle wissen, wie Perrys Geschichte ausgeht - selbst ohne das Buch gelesen zu haben.
7 Kommentare
(© Aufbau Audio)

Bergleuchten*
von Karin Seemayer
Gelesen von Sophie Hutter

Bewertung: ★★★☆☆

Historical Fiction, Audiobook
Spieldauer: 12 Stunden und 36 Minuten
Erscheinungsdatum: 19. Juni 2023
Verlag: Aufbau Audio


*Rezensionsexemplar von Netgalley. Vielen Dank an den Aufbau Audio Verlag.

Inhaltsangabe:
Im Jahr 1872 beginnt der Bau des Gotthardtunnels. Fuhrhalter Franz Herger aus Göschenen erklärt sich bereit, Baumaterialien zu transportieren, obwohl der Tunnelbau die Existenz der Fuhrleute gefährdet. Zu den Bergarbeitern aus Italien, denen man nicht freundlich gesinnt ist, gehört der Mineur Piero. Er mietet sich auf dem Hof der Hergers ein und verliebt sich in Tochter Helene. Doch die Beziehung wird von Helenes Eltern und den Dorfbewohnern nicht gebilligt und nimmt einen tragischen Verlauf.

Meine Meinung:

Ich muss vorab zugeben, dass ich vermutlich nie zu diesem Hörbuch gegriffen hätte, wenn ich nicht selbst aus der Schweiz kommen würde und die Handlung an einem Ort spielt, der mir bekannt ist. Ohne diesen Umstand, hätte mich die Inhaltsangabe vermutlich nicht genügend angesprochen, dass mich für die Geschichte interessiert hätte - auch deshalb, weil ich sonst andere Genres lese.

Das Buch spielt im 19. Jahrhundert in dem kleinen Bergdorf Göschenen, in dem der Bau des heute sehr bekannten Gotthardtunnels angekündigt und durchgeführt wird. Dies jedoch sehr zum Ärger der Dorfbewohner:innen, die gegen eine so grosse Veränderung ihres angestammten Heimatdorfes sind. Ein Grund dafür ist unter anderem, dass einige der Bewohner als sogenannte Fuhrmänner tätig sind und Lieferungen über den Gotthardpass machen. Dieses Angebot wird jedoch nicht mehr benötigt, wenn der Tunnel fertiggestellt ist, sodass sie um ihren Job fürchten.
Der Widerstand der traditionellen Schweizer führt schliesslich dazu, dass sie auch den neuen Mineuren, die zum grossen Teil aus Italien stammen, eher feindselig gegenüber gestellt sind. Man will weder den Tunnel, noch die Leute, die diesen Tunnel bauen. Doch der Fortschritt lässt sich nicht aufhalten und so müssen sich die Göschener wohl oder übel mit der neuen Situation arrangieren...

Die erste Hälfte des Buches beschäftigt sich hauptsächlich mit dem Tunnelbau und dem Unmut, der dies vor allem bei Fuhrhalter Franz auslöst und wie er damit umgeht. Abgesehen davon, bleibt die erste Buchhälfte eher ohne grosse Ereignisse.
Ab der Mitte des Buches wandelt sich die Handlung dann in eine Liebesgeschichte zwischen Franz' Tochter Helene und dem italienischstämmigen Mineur Piero. Aufgrund der Feindseligkeit, der die Göschener gegenüber den Italienern haben, halten Helene und Piero ihre aufkeimende Liebe geheim, bis es zu einer verhängnisvollen Liebesnacht zwischen den beiden kommt, deren Konsequenzen sich nicht länger geheim halten lässt: Helene ist schwanger.
Die Ereignisse überschlagen sich daraufhin und während Piero vorübergehend aus dem Land flüchten muss, muss sich Helene überlegen, wie sie ihre Ehre als nicht verheiratete, schwangere Frau retten kann, damit ihr nicht das Kind weggenommen wird, wie es einer anderen Dorfbewohnerin passiert ist...

Ich war anfangs etwas erstaunt darüber, dass die Story eine Wendung in eine ziemlich klischeehafte Liebesgeschichte durchmacht, denn dadurch ist das Thema rund um den Gotthardtunnel fast gänzlich in den Hintergrund gerückt worden, was ich nicht erwartet hätte. Obwohl diese verbotene Liebe schon sehr kitschig war, war ich doch etwas neugierig, wie das Schicksal der beiden Turteltäubchen ausgehen würde - und das geschieht auf sehr auf konstruierte Art und Weise.
Etwas schade fand ich, dass der Tunnelbau eigentlich gar keine wesentliche Rolle eingenommen hat, nachdem einige Göschener anfangs sehr dagegen waren. Aber eigentlich diente dieser Hintergrund wohl nur dazu, dass sich Helene und Piero kennenlernen konnten - mehr nicht.

Die Erzählerin, Sandra Hutter hat mir ganz gut gefallen, da sie die Dialoge der Schweizer Charaktere in einem Schweizer Hochdeutsch spricht, das dem Ganzen mehr Authentizität verliehen hat.
Die Charaktere dagegen waren mir fast alle eher unsympathisch, denn sie haben sich irgendwie alle gleich angefühlt: Distanziert und griesgrämig. Ich weiss allerdings nicht genau, ob das an der Buchvorlage lag und die einzelnen Personen einfach zu wenig ausgearbeitet worden sind, oder ob es an der Sprecherin lag, die alle Charaktere beim Vorlesen ähnlich miesepetrig hat wirken lassen. Aber so richtig ans Herz gewachsen ist mir bis zum Schluss bedauerlicherweise keine der Personen aus dem Buch.

Fazit:

Bergleuchten war eine interessante Lese- bzw. Hörerfahrung für mich, da ich selten Bücher aus diesem Genre lese. Etwas schade fand ich, dass der Bau des Gotthardtunnels letztendlich nur eine ungeordnete Rolle spielt und viel eher die Geschichte einer verbotenen Liebe erzählt wird, die ziemlich konstruiert und klischeehaft verläuft. Da hat die Inhaltsangabe bei mir zu etwas falschen Erwartungen gefühlt. Alles in allem war es aber eine kurzweilige Erzählung, die man sich nebenbei her mal anhören kann. Drei durchschnittliche Sterne gibt es deshalb von mir.
4 Kommentare
(© Argon Verlag)

Das Glück hat acht Arme*
von Shelby van Pelt
Gelesen von Tanja Fornaro & Oliver Kube

Bewertung: ★★★☆☆

Contemporary Fiction, Audiobook
Spieldauer: 11 Stunden und 34 Minuten
Erscheinungsdatum: 28. September 2022
Verlag: Argon

* Gehört auf audioteka.com/de [Werbung]. (2 Wochen kostenloses Probeabo möglich)

Inhaltsangabe:
Seit Tova Sullivan Witwe ist, putzt sie im Sowell Bay Aquarium. Ihr fällt auf, wie Marcellus, ein neugieriger, frecher Riesenoktopus, sie aus seinem Aquarium anschaut. Marcellus ist enorm klug, aber für Menschen würde er keinen Tentakel rühren - bis er sich mit Tova anfreundet. Ihm erzählt sie von ihrem Sohn, der vor Jahrzehnten verschwand. Schlau, wie er ist, erkennt Marcellus ein Geheimnis, von dem Tova nichts ahnt. Jetzt hat er alle acht Arme voll zu tun, um die Wahrheit für Tova ans Licht zu bringen - bevor es zu spät ist.

Meine Meinung:

Auf dieses Buch war ich wirklich sehr gespannt, nachdem es mir ständig auf Bestseller-Listen begegnet ist und mit überschwänglich positiven Meinungen überhäuft wurde. Der Klappentext klang sehr vielversprechend, denn es wird eine Geschichte über eine aussergewöhnliche Freundschaft zwischen einem Menschen und einem Oktopus versprochen, von der ich jede Menge ulkige Momente erwartet hatte.
Nur leider ist diese offizielle Inhaltsangabe sowohl im Deutschen, als auch im Englischen ein absoluter Etikettenschwindel. Das hat dazu geführt, dass meine Begeisterung beim Zuhören relativ rasch abgeflaut ist, nachdem mir sehr bald klar geworden ist, dass man nicht die Story zu hören bekommt, die einem versprochen wurde.

Das Buch beginnt zwar tatsächlich damit, dass Tova, eine verwitwete ältere Frau, durch ihre Arbeit in einem Aquarium dem Oktopus Marcellus begegnet, als dieser versucht, die Flucht zu ergreifen. Aber das war es dann auch schon.
Vielmehr dreht sich die Handlung stattdessen um einen weiteren Protagonisten, aus dessen Sicht wir die Erzählung erleben. Cameron ist ein junger Mann, der bei seiner Tante aufgewachsen, weil seine Mutter ihn weggegeben hat. Diese Tatsache hat ihn zu einem ziemlich verbitterten Menschen werden lassen.
Camerons Weg führt ebenfalls nach Sowell Bay, weil er sich dort auf die Suche nach seinem Vater machen will. Und auf seiner Reise beginnt er einen Job im Aquarium, durch den er Tova und Marcellus kennenlernt, sodass sich die Wege dieser Drei kreuzen...

Ich würde behaupten, dass sich der Grossteil des Buches um Cameron und seine Identitätssuche dreht. Und das ist irgendwie ironisch, wenn man bedenkt, dass er mit keiner Silbe in der offiziellen Inhaltsangabe erwähnt wird. Tova und Marcellus spielen eigentlich nur eine sehr untergeordnete Nebenrolle und finden kaum Erwähnung, und das, obwohl die beiden und ihre Freundschaft als Hauptmerkmal des Buches beworben wird. Und das hat letztendlich dazu geführt, dass ich mit völlig falschen Vorstellungen an das Buch herangegangen bin.
Die Autorin schliesst zwar am Ende den Kreis, um die Handlungsstränge mit Tova und Cameron zusammenzubringen, aber die "Enthüllung" fand ich schon sehr konstruiert und vorhersehbar.

Camerons Suche nach seinem Vater bringt einige Hürden mit sich, und ich konnte ihm am Anfang echt nicht ausstehen. Durch seine Begegnungen mit verschiedenen Menschen in Sowell Bay, entwickelt er sich jedoch weiter und es gab dann doch noch einige Momente, die mich emotional berühren konnte und "wholesome" waren.

Die beiden Sprecher:innen machen ihre Sache sehr gut, und es war angenehm den beiden zuzuhören.

Fazit:

Ich kann bedauerlicherweise nicht nachvollziehen, woher diese überdurchschnittlich guten Bewertungen für dieses Buch kommen. Zum einen wird einem eine völlig andere Geschichte im Klappentext versprochen, die man nicht erhält. Und zum anderen fand ich den Plot, denn man dann tatsächlich erhält, nichts Besonderes und am Ende auch etwas konstruiert. Es gab zwar einige schöne Momente, die mich emotional mitnehmen konnten, aber alles in allem hätte ich hier deutlich mehr erwartet. Von mir gibt es deshalb durchschnittliche 3,5 Sterne, da das Hörbuch zumindest als Berieselung nebenbei sehr kurzweilig zum Anhören war.
6 Kommentare
(© Argon Verlag) 

Mein Name ist Estela*
von Alia Trabucco Zerán
Gelesen von Heike Warmuth

Bewertung: ★★★☆☆

Fiction, Audiobook
Spieldauer: 6 Stunden und 32 Minuten
Erscheinungsdatum: 19. Februar 2024
Verlag: Argon


*Rezensionsexemplar von Netgalley. Vielen Dank an den Argon Verlag.

Inhaltsangabe:
Szene um Szene offenbart sich ein schwindelerregendes Kammerspiel unüberbrückbarer Klassenunterschiede. Sieben Jahre hat Estela im Haus der fremden Familie gelebt, hat tagein, tagaus für sie gesorgt. Die weiße Schürze ist zu einer zweiten Haut geworden, die dünnen Wände ihres Zimmers rücken immer näher. Doch sie ist nicht die einzige Gefangene des Hauses: Im leeren Blick des Mädchens sieht Estela ihre eigene Einsamkeit gespiegelt. Jeder Versuch von Intimität zwischen Angestellter und Kind zerschellt an der ehrgeizigen Mutter und dem autoritären Vater, an der Brutalität der Verhältnisse. Auf engstem Raum ringen vier Menschen ums Überleben und rasen doch unausweichlich auf eine Katastrophe zu.

Meine Meinung:

Dieses Hörbuch habe ich für eine persönliche Lesechallenge ausgewählt, bei der ich möglichst viele Bücher internationaler Autorinnen lesen möchte - andernfalls wäre "Mein Name ist Estela" wohl nie auf meiner Lese- bzw. Hörliste gelandet, denn die Buchauswahl ist definitiv ausserhalb meiner üblichen Comfort Zone.
Im Buch wird die Geschichte einer chilenischen Familie erzählt, die sich wohl am besten als Drama beschreiben lässt. Protagonistin ist dabei die titelgebende Estela, die aus einfachen Verhältnissen stammt und eines Tages das Kindermädchen einer gehoberen Familie wird, um sich um deren Tochter zu kümmern. Das Kind wird im Buch nie namentlich erwähnt, sondern immer bloss "das Mädchen" genannt.

Die Handlung wird die ganze Zeit über von Estela selbst in der Ich-Perspektive erzählt, und beginnt direkt mit einem schrecklichen Aufhänger: Wir erfahren, dass das besagte Mädchen stirbt. Und wie es dazu gekommen ist, will uns Estela nun in aller Ausführlichkeit erzählen.

Was folgt, ist eine eher leise, manchmal unscheinbare Erzählung, die weniger durch grosse Momente, als durch Botschaften zwischen den Zeilen zum Nachdenken anregen soll. Besonders deutlich will die Autorin dabei die Klassenunterschiede machen, die in Chile herrschen und was das für einzelne Personen wie Estela bedeuten kann, die mit vielen Nachteilen aufgrund ihrer Herkunft zu kämpfen hat. Immer wieder stösst sie mit den Eltern des Mädchens aneinander, verhält sich aber in einigen Situationen selbst so, dass es bei mir immer wieder Fragezeichen aufgeworfen hat.

Die Beschreibung des Buches als "Kammerspiel" in der Inhaltsangabe finde ich sehr zutreffend, denn genauso liest sich die Geschichte: Es spielen sich immer wieder einzelne Szenen zwischen den Familienmitgliedern und Estela ab, die an ein Theaterstück erinnern, und nicht immer direkt zusammenhängend aufeinander folgen.

Wie das Buch ausgeht, ist dabei nicht von Relevanz, denn das wissen wir ja bereits von Anfang an. Viel interessanter ist es, wie es dazu gekommen ist. Wobei ich nach Abschluss des Buches sagen muss, dass mich die Auflösung doch etwas enttäuscht hat, weil sie dann doch so anders war, als man es aufgrund der vorherigen Ereignisse vermuten würde - aber nicht auf eine gute Weise, sondern eher auf willkürliche Art. Aber vielleicht habe ich das Ende auch einfach nicht richtig verstanden.

Ich hatte grundsätzlich Mühe den tieferen Sinn des Buches zu verstehen, da die Inhaltsangabe doch interessanter klingt, als es das Buch letztendlich war. Es gab Szenen, die sind mir sehr nahe gegangen, andere wiederum haben sich eher nichtssagend angefühlt und am Ende hat mir dann doch ein wenig, das grosse Ganze gefehlt.
Vielleicht bin ich zu ungebildet, aber ich weiss nicht, was die Botschaft dieses Buches sein soll.
Dabei hat auch nicht unbedingt geholfen, dass die Erzählerin Estela immer wieder abschweift und dies auch selbst zugibt. Sie spricht im Buch direkt zu uns als Zuhörer und kommentiert ihre Abschweifungen sogar selbst, indem sie verspricht, dass alles am Ende einen Sinn ergeben wird und somit alles von Relevanz ist, das sie erzählt. Aber diesen Eindruck kann ich nach Abschluss des Buches nicht teilen.

Fazit:

"Mein Name ist Estela" hebt sich definitiv von den 0815 Werken vieler amerikanischen Autor:innen ab, und der Schreibstil der chilenischen Autorin ist ganz anders, als ich es gewohnt bin, was mir gut gefallen hat. Die aussergewöhnliche Erzählweise und die Idee des Familiendramas waren vielversprechend, aber letztendlich fehlte mir am Ende ein "Aha-"Erlebnis oder der tiefere Sinn dieses Buches, sodass es sicher nicht lange bei mir in Erinnerung bleiben wird. Aus diesem Grund gibt es von mir 3 durchschnittliche Sterne für dieses kurze Hörbuch.
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Schweizerin. Liebt Bücher. Bevorzugte Genres: Young Adult, (Urban) Fantasy, Dystopia, Thriller, (Historical) Fiction.

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