Jeder von uns ist ein Rätsel
(© Netgalley / Carlsen Verlag) |
Jeder von uns ist ein Rätsel*
von A.J. Steiger
Bewertung: ★★★★☆
YA Contemporary, 400 SeitenErscheinungsdatum: 01. November 2018
Verlag: Carlsen
*Rezensionsexemplar von Netgalley.
Inhaltsangabe:
Andere Menschen zu verstehen ist für Alvie eine Herausforderung. Ihr Lieblingsbuch ist die Kaninchensaga »Unten am Fluss« und richtig wohl fühlt sie sich nur in ihrem Job im Zoo, bei den Tieren. Doch als sie Stanley kennenlernt, ist alles anders: Er interessiert sich nicht nur für Quantenphysik wie sie, sondern ist auch unendlich geduldig. Aber auch Stanley fällt es schwer, sich zu öffnen. Und es ist ein langer, zum Teil sehr komischer, manchmal trauriger und wunderschöner Weg, der sie am Ende zusammenbringt – zu so etwas Ähnlichem wie Glück. (© Netgalley / Carlsen Verlag)
Meine Meinung:
Auf "Jeder von uns ist ein Rätsel" bin ich in erster Linie aufgrund des auffälligen Covers aufmerksam geworden. Das Cover stellt ein Labyrinth dar, das im Laufe der Handlung seine Erwähnung findet und einen direkten Zusammenhang mit der Protagonistin Alvie aufweist, die unter dem Asperger Syndrom - also einer Form von Autismus - leidet. Als Leser hat man nicht direkt von Anfang an Kenntnis von dieser Diagnose und man wird zuerst einmal mit den teilweise sonderbaren Verhaltensauffälligkeiten und Eigenheiten von Alvie vertraut gemacht. Wenn man das Buch sehr aufmerksam liest und sich ein Stück weit mit Autismus auskennt, dann wird man vermutlich sehr bald einmal auf die Verdachtsdiagnose Autismus oder Asperger kommen - zumindest erging es mir so. Das erwähne ich deshalb besonders, weil dieser Umstand dafür spricht, dass es der Autorin gelungen ist, die Krankheit sehr authentisch und realistisch darzustellen, ohne das Kind direkt beim Namen zu nennen. Dafür gibt es einen grossen Pluspunkt von mir. Man kann sich selbst als Nicht-Autist/in sehr gut in die Gedanken- und Gefühlswelt von Alvie einfühlen und ein Stück weit erleben, wie herausfordernd für sie ganz alltägliche Situationen mit sozialem Kontakt sein können.A. J. Steiger ist es gelungen, mit Alvie eine sehr tiefgründige, vielschichtige und vor allem liebenswerte Protagonistin zu schaffen, ohne ihre psychische Erkrankung beschönigend darzustellen. Jedes Mal wenn Alvie an die Grenzen ihres Aspergers Syndroms gelangt ist, habe ich mit ihr mitgefühlt. Was Alvies Schicksal doppelt so traurig macht, ist ausserdem der Umstand, dass sie sich mit gerade mal 17 Jahren alleine durchs Leben kämpfen muss, da ihre Mutter, die ihre einzige Bezugsperson gewesen war, vor ein paar Jahren verstorben ist. Wie es dazu gekommen ist, erfährt man auch erst nach und nach und ich will nur so viel verraten: Auch dieser Schicksalsschlag hat mich sehr berührt und mitgenommen.
Neben all den bedrückenden Thematiken, die besonders Alvies Autismus und ihre Vergangenheit betreffen, gibt es aber auch viele amüsante und wunderschöne Szenen im Buch, die einen immer wieder über die traurigen Erinnerungen hinwegtrösten. Grund dafür ist unter anderem Stanley, ein 19-jähriger junger Mann, den Alvie eher durch Zufall in einem Chat kennenlernt, nachdem sie sein Handy aus einem Teich im Park gefischt hat. Sehr bald entsteht zwischen den beiden eine enge Bindung, und das trotz Alvies auffälligem und teilweise sonderbarem Verhalten, das auch Stanley nicht entgangen ist und immer wieder zu ulkigen Situationen führt. Trotz, oder gerade wegen Alvies Eigenheiten scheint Stanley ein besonderes Interesse für sie zu entwickeln und die beiden verlieben sich ineinander, was sie immer wieder vor neue Herausforderungen stellt - denn was Alvie anfangs nicht weiss: Nicht nur sie, sondern auch Stanley hat eine Krankheit, die sein Leben beeinträchtigt. Auch seine Charakterisierung ist der Autorin sehr gelungen, was Alvie und Stanley zu einem aussergewöhnlichen und tollen Pärchen macht.
Die Geschichte wird eher in einem gemächlichen Tempo erzählt, so dass zwischenzeitlich manchmal für kurze Momenten ein paar Längen entstanden sind, die aber durch meist darauffolgende berührende Szenen wieder wett gemacht werden. Der Schreibstil der Autorin ist sehr angenehm und flüssig zu lesen und passt perfekt zu einer Geschichte aus den Augen einer 17-jährigen.
6 Kommentare
Hallo Melanie,
AntwortenLöschenich habe erst vor kurzem ein Buch über Autismus gelesen. Ich fand die Schilderungen der Autorin in diesem Buch sehr interessant. Auch andere fiktive Geschichten, bei denen die Protagonstin/der Protagonist autistisch war, haben mir sehr gut gefallen. Dass bei deinem gelesenen Buch die Protagonistin schon früh lernen musste alleine klarzukommen, stelle ich mir sehr schwierig vor. Besonders schön finde ich auch das, was du über das Kennenlernen zwischen ihr und Stanley beschreibst. Das hört sich nach einer wunderschönen Liebesgeschichte an. Vielen Dank für diese schöne Rezension <3
Ganz liebe Grüße
Tanja
Liebe Tanja
LöschenWelches Buch war das denn? Das klingt sehr interessant :) Und schön, dass dich meine Rezension neugierig machen konnte.
LG
Liebe Melanie
AntwortenLöschenWie schön, dass ich endlich deinen Namen erfahren habe :-)
Und wie schön, dass du mich auf dieses bemerkenswerte Buch aufmerksam gemacht hast, das merke ich mir definitiv vor.
Alles Liebe dir
Livia
Liebe Livia
LöschenJa, bislang war er immer nur im Impressum "versteckt" :D Schön, dass dich meine Rezension neugierig machen konnte!
LG
Liebe Melanie,
AntwortenLöschendas Buch stand bereits auf meiner Wunschliste, doch deine Rezension hat mich nun noch neugieriger gemacht. Ich finde das Thema Autismus sehr interessant und habe schon einige tolle Filme mit autistischen Charakteren gesehen. Gelesen habe ich bisher allerdings noch nichts darüber, wenn ich mich richtig erinnere, das sollte ich also vielleicht einmal ändern.
Viele Grüße, Stephie
Liebe Stephie
LöschenFreut mich, dass ich dich mit meiner Rezension noch neugieriger machen konnte. Wenn dich das Thema Autismus interessiert, kann ich dir das Buch wirklich sehr empfehlen. Ich finde es wirklich sehr authentisch umgesetzt.
Liebe Grüsse
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