[Rezension] Dark Canopy

by - Oktober 07, 2019

(© Amazon / script5 Verlag)

Dark Canopy (Dark Canopy #1)
von Jennifer Benkau

Bewertung: ★★★★★

Dystopia, 528 Seiten
Erscheinungsdatum: 16. Dezember 2013
Verlag: script5


Inhaltsangabe:
Die Percents, für den dritten Weltkrieg geschaffene Soldaten, haben die Weltherrschaft übernommen und unterjochen die Menschen. Rebellenclans versuchen, außerhalb des Systems zu überleben. Mit ihnen kämpft die 20-jährige Joy gegen das Gewaltregime. Doch dann fällt sie dem Feind in die Hände und muss feststellen, dass sich auch unter den vermeintlichen Monstern Menschlichkeit findet. Und sogar noch mehr … (© Amazon / script5 Verlag)

Meine Meinung:

"Dark Canopy" war das älteste Buch auf meinem SuB und hat seit 2014 darauf gewartet, gelesen zu werden. Damals war ich nach dem Lesen der Hunger Games absolut dem Dystopiegenre verfallen (was bis heute anhält) und Dark Canopy ist aus diesem Grund auf meiner Leseliste gelandet. Hätte ich gewusst, wie gut mir das Buch gefallen würde, hätte ich sicher nicht so lange gewartet, es zu lesen.

Aber ganz von vorne: Im Buch begleiten wir die 19-jährige Joy (ja, 19, nicht 20 wie es falsch im Klappentext steht), die als Teil eines Rebellenclans in einer dystopischen Zukunft lebt. Vor Jahren hat die Menschheit die Precents geschaffen, eine Art geklonte Supermenschen, die einzig dem Zweck dienten, als Soldaten im dritten Weltkrieg zu kämpfen und ansonsten kaum Respekt oder Beachtung unter den Menschen erhalten haben. Es ist irgendwie verständlich, dass die menschenähnlichen Precents von dieser Instrumentalisierung irgendwann die Schnauze voll hatten und sich gegen die Menschheit zur Wehr gesetzt haben. Und da sie sie als "Killermaschinen" konzipiert wurden, war es für sie ein Leichtes, die Menschen zu unterjochen. Seit diesem Ereignis haben die Precents das Sagen und die Menschen werden gerade so in den Städten als Bewohner toleriert, müssen sich aber mit schlechten Lebensbedingungen zufrieden geben. Und als wäre das nicht schon deprimierend genug, haben die Precents eine Maschine entwickelt - die Dark Canopy - die nur 2 Stunden am Tag Sonnenlicht zulässt und dann den Himmel mit einem Kohleartigen Material verdunkelt und die Welt in einer Düsternis versinken lässt. 
Da die Lebensbedingungen in der Stadt durch die Unterdrückung der Precents von Gewalt und Hass geprägt ist, sind einige Menschen aus den Städten geflüchtet und haben sich in der Wildnis zu Clans zusammengetan. Sie werden von allen die Rebellen genannt. Und zu ihnen gehört auch Joy.
Das Leben in den Clans ist hart und von einem ständigen Überlebenskampf geprägt. Die Ressourcen sind knapp und einige überlebenswichtige Utensilien können nur durch Tauschgeschäfte in den Städten erworben werden. Immer wieder müssen sich die Clanmitglieder deshalb in Lebensgefahr begeben, denn wenn sie in der Stadt von Precents gefasst werden und sich nicht mit einer gültigen Identitätsmarke ausweisen können (die nur den Stadtbewohnern übergeben werden), landen sie in Gefangenschaft - oder noch schlimmer.

So viel zu den Hintergrundinformationen. Die Geschichte im Buch beginnt damit, dass sich Joy mit ihrer besten Freundin Amber in die Stadt begibt, um mittels Tauschgeschäft Ressourcen zu beschaffen. Doch sie werden in eine Falle gelockt. Während Joy knapp flüchten kann, wird Amber von den Precents gefasst. Joy entscheidet sich deshalb mithilfe einiger Verbündeter aus ihrem Clan, Amber zu retten und begibt sich abermals in die Stadt. Doch ihr Rettungsmanöver läuft schief und dieses Mal gelingt Joy die Flucht nicht. Sie wird von den Precents gefangen genommen, mit dem Plan, zu einem Soldaten für den Chivvy ausgebildet zu werden. Der Chivvy ist ein jährliches Ereignis, bei dem Varlets (also Precents in Ausbildung) sich auf eine Hetzjagd nach menschlichen Soldaten begeben. Die Soldaten werden im Vorfeld jeweils von einem Varlet ausgebildet. Das Ziel: Der Varlet, dessen Soldat als letzter bei der Jagd fällt, wird zum Hauptmann gewählt. Das soll als Motivation dazu dienen, dass die Varlets sich beim Training ihrer jeweiligen Soldaten Mühe geben.
Joy ist nun eine solche Soldatin und wird von dem jungen Precent, Neél, trainiert. Neél nimmt seine Aufgabe sehr ernst und treibt Joy bis an ihre äussersten Grenzen. Es scheint ihm viel daran zu liegen, dass sie den Chivvy 'gewinnt'. Während Joy ihrem Trainer anfangs sehr feindlich begegnet, muss sie jedoch mit zunehmender Zeit feststellen, dass Neél ganz und gar nicht so ist, wie sie sich einen bösartigen Precent vorgestellt hat. Und obwohl sie sich mit Kräften dagegen wehrt, Sympathien für ihren Feind zu hegen, muss sie sich irgendwann der Erkenntnis stellen, dass es nicht nur Gut und Böse gibt.

Jennifer Benkau hat wirklich einen sehr packenden Reihenauftakt geschaffen. Sie erfindet das Rad zwar nicht neu und greift auf viele Elemente zurück, die man schon aus anderen Dystopien kennt, doch das hat bei mir grossen Anklang gefunden. Anfangs habe ich mich ein wenig darüber geärgert, dass man kaum etwas über das Worldbuilding erfährt, doch bis zum Ende musste ich feststellen, dass die Informationen nach und nach subtil in die Handlung eingeflossen sind. Dabei geht die Autorin zwar für meinen Geschmack etwas zu sparsam damit um, aber gleichzeitig erhält sie damit auch die Spannung aufrecht. Ausserdem ist mir das immer noch lieber, als ein Infodump.
Die beiden Protagonisten Joy und Neél haben mir beide sehr gut gefallen. Joy ist nicht auf den Mund gefallen, mutig und insgesamt ein sehr starkes weibliches Rollenvorbild. Neél ist nicht weniger schlagfertig, hat aber eine sehr fürsorgliche und freundliche Seite, die Joy vielleicht manchmal etwas fehlt. Ich habe die Interaktionen zwischen den beiden sehr gerne verfolgt, auch wenn man natürlich von Anfang an erahnen kann, wohin die aufkeimende Beziehung zwischen den beiden führt. Dafür hat sich Benkau aber so viel Zeit genommen, dass man die Funken zwischen Joy und Neél beim Lesen förmlich spüren konnte. Ich habe die ganze Zeit mitgefiebert und gedacht: NUN KÜSST EUCH DOCH ENDLICH, IHR IDIOTEN! :D
Es gibt auch sehr viele, gut ausgearbeitete und vielschichte Nebencharaktere, auf die ich jetzt aber nicht alle eingehen kann, weil es den Rahmen sprengen würde. Insgesamt fand ich die Charakterisierungen aber sehr gelungen. Besonders toll fand ich die Tatsache, dass Benkau die Grenzen zwischen Gut und Böse verschwimmen lässt. Das wird noch einmal deutlich, dass am Ende des Buches enthüllt wird, dass unter den Clanmitgliedern tatsächlich ein Verräter ist, von dem ich es niemals erwartet hätte.

Der Handlungsverlauf ist gut gelungen. Benkau verfolgt während des gesamten Buches einen roten Faden und steuert mit dem Chivvy auf ein spannendes Finale hin, das ich zuletzt kaum mehr erwarten konnte. Der Chivvy an sich erinnert schon sehr an die Hunger Games - hier lässt sich wohl nicht leugnen, dass sich die Autorin von dem berühmten Dystopie-Bestseller hat inspirieren lassen. ;) Der Schreibstil ist ebenfalls sehr flüssig und angenehm zu lesen. Allerdings hatte das Buch zwischendurch trotzdem ab und zu seine Längen. Das Buch hätte vermutlich durch die Kürzung einiger Szenen und Passagen noch etwas fesselnder erzählt werden können.

Das Ende ist dann wie erwartet action- und temporeich und endet in einem Cliffhanger, der dazu führt, dass ich direkt zu Band 2 greifen musste. 

Fazit:

"Dark Canopy" ist ein packender, düsterer Reihenauftakt einer spannenden dystopischen Dilogie, die insbesondere für Fans der Hunger Games sehr zu empfehlen ist. Der Handlungsverlauf und das Worldbuilding sind gut durchdacht, auch wenn die Autorin bei letzterem etwas sparsam mit Informationen umgeht. Die Charaktere sind sehr vielschichtig, wobei die Grenzen zwischen Gut und Böse bewusst durchlässig gestaltet worden sind. Einziger Kritikpunkt sind einzelne eher schleppende Passagen, die für meinen Geschmack gekürzt hätten werden können. Ansonsten aber ein sehr gelungener dystopischer Roman, der 4.5 Sterne und eine Leseempfehlung von mir verdient hat!

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6 Kommentare

  1. Hallo :)

    Ich freue mich, dass dir "Dark Canopy" auch so gut gefallen hat. Bei der Dilogie war ich ebenfalls ein Spätzünder - hatte sie spät entdeckt - und obwohl ich schon viel aus der Richtung kannte, hat's mich voll gepackt. Ich gehe mal davon aus, dass du den zweiten Teil mögen wirst. :)

    Liebe Grüße,
    Nicole

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    1. Hallo Nicole

      Ja, ich war auch überrascht, wie sehr mich diese Dystopie fesseln konnte :) Den zweiten Teil habe ich inzwischen auch beendet, allerdings fand ich ihn im Vergleich zum Vorgänger etwas enttäuschend :/ Eine ausführliche Rezension folgt aber noch :)

      Liebe Grüsse

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    2. Wirklich? Mir hat vor allem das Ende recht gefallen, da mochte ich den Bezug zur Realität - zum aktuellen Geschehen - total. Aber es stimmt, Band 1 war doch prickelnder. Gelesen habe ich beide sehr, sehr gern.

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    3. Das Ende fand ich auch okay, nur all das davor war für meinen Geschmack nicht ganz so toll, wie ich es nach dem ersten Band erwartet hätte :/

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  2. Hallo liebe Mel,

    das Buch steht noch auf meiner Wunschliste, wobei es da schon bestimmt sieben Jahre steht. :D Dabei hat mich die Autorin eigentlich bisher noch nie enttäuscht. Allerdings bin ich bei KI immer sehr skeptisch, auch wenn ich "Partials", was ja in einigen Aspekten ähnlich ist, mochte. Kein Grund also, diese Dilogie nicht zu lesen, zumal ja so viele von ihr schwärmen und du nun auch so eine tolle begeisterte Rezension dazu schreibst, dass ich richtig Lust bekomme, dieses Buch endlich mal zu lesen. ^^

    Liebe Grüße
    Dana

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    1. Ja, bei mir waren es auch schon etwas mehr als 5 Jahre. "Partials" habe ich auch vor kurzem gelesen bzw. als Hörbuch gehört, das hat mir auch gut gefallen. Dark Canopy kann ich dir auf jeden Fall sehr weiterempfehlen! Das war eines der besseren Bücher aus dem Genre :))

      Liebe Grüsse

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