[Rezension] Ich versprach dir die Liebe

by - Dezember 20, 2019

(© Amazon / Lübbe Audio)

Ich versprach dir die Liebe
von Priscille Sibley
Gelesen von David Nathan

Bewertung: ★★★☆☆

Contemporary Fiction, Audiobook 
Spieldauer: 7 Stunden und 9 Minuten
Erscheinungsdatum: 14. Februar 2014
Verlag: Lübbe Audio


Inhaltsangabe:
Nach einem tragischen Unfall liegt Elle im Koma, ohne Hoffnung auf Heilung. Schon immer hat sie sich gegen lebensverlängernde Maßnahmen ausgesprochen. Doch dann erfährt ihr Ehemann: Seine Frau ist schwanger - und er weigert sich, die Maschinen abstellen zu lassen.

Was bedeutet es, über Leben und Tod eines geliebten Menschen, der keine Stimme mehr hat, entscheiden zu müssen? Davon handelt dieser weise Roman und erzählt zugleich eine unglaublich anrührende Liebesgeschichte.  (© Amazon / Lübbe Audio)

Meine Meinung:

Wie die offizielle Inhaltsangabe bereits verrät, schafft Sibley in ihrem Buch ein moralisches Dilemma: Also eine Situation, in der es per se kein Richtig oder Falsch gibt. Die Idee fand ich sehr interessant und vielversprechend, nicht nur weil man mit den Charakteren mitleidet, sondern sich selbst auch fragen muss: Was würde ich in der Situation tun? Diese Frage lässt sich gar nicht so einfach beantworten, denn es gibt viele Faktoren, die man berücksichtigen muss und letztendlich entscheidet man sich aufgrund des eigenen ethischen Massstabes.

Die Umsetzung der Idee fand ich aber leider nicht so überzeugend, wie sie hätte sein können. Das fängt bei mir leider schon mit dem Protagonisten Matt an, der den Ehemann der Komapatientin darstellt. Matt war mir von Anfang an sehr unsympathisch und mir hat ein bisschen die Ausarbeitung der Beweggründe für seine Entscheidung gefehlt. Seine Frau liegt im Koma, er erfährt, dass sie schwanger ist und schwups - kämpft er mit allen juristischen Mitteln dafür, dass Elle so lange am Leben gehalten wird, bis das Baby ausgetragen wurde. Der Grund? Elle hat sich - wohlgemerkt, als sie noch lebte(!) - sehnlichst ein Kind gewünscht.
Das ist ja alles schön und gut, aber Elle ist offensichtlich hirntot und wird sich nicht mehr um das Baby kümmern können, geschweige denn es aufwachsen sehen oder generell die Mutterrolle übernehmen können. Also alles das, was vermutlich mit ihrem Kinderwunsch verbunden war, kann sie nicht mehr erleben. Das heisst also, dass Matt diese Aufgaben und die Verantwortung für das Kind nun alleine übernehmen und tragen muss. Doch obwohl seine eigene Wünsche deshalb auch eine grosse Rolle spielt, blieb Matts Sichtweise beinahe unergründet. Er kämpft scheinbar stellvertretend für Elle für das Überleben des Babys, aber zu keinem Zeitpunkt ist mir wirklich klar geworden, ob er das Kind eigentlich auch will? Und auch nicht, ob er sich bewusst ist, was diese Entscheidung für ihn bedeuten würde. Und mir hat insgesamt seine persönliche Motivation für diesen juristischen Kampf gefehlt. Elle immer wieder als Grund für die Entscheidung vorzuschieben, fand ich etwas unbefriedigend. Die Autorin versucht die Entscheidung zwar mit Schilderungen aus Elles und Matts Vergangenheit zu rechtfertigen, in dem der Kinderwunsch immer wieder ein Thema gewesen war, aber das wäre ja auch mit der Aussicht verbunden gewesen, dass Elle ihr Kind auch tatsächlich miterleben könnte. Dieser Aspekt hat für mich im Buch zu wenig Beachtung geschenkt bekommen. Die Sichtweise war mir damit zu eingeschränkt und hat nicht annähernd das Potential ausgeschöpft, das eine solches ethisches Dilemma mit sich bringt. Mir war das alles insgesamt zu einseitig. Und genau deshalb kam bei mir auch eine gewisse Antipathie gegenüber Matt auf, denn dadurch, dass mir seine eigenen Beweggründe verborgen geblieben waren, hatte ich den Eindruck, dass er den juristischen Kampf nur eingeht, um Recht zu behalten.
Hinzu kamen auch die etlichen Erinnerungen aus der Vergangenheit, in der Matt in meinen Augen narzisstisch und unsensibel rübergekommen war. Das hat es mir schwer gemacht, für ihn mitzufiebern.

Fazit:

Alles in allem war das Hörbuch aber sehr kurzweilig und gut erzählt. Man hätte aber aus der Idee eines moralischen Dilemmas deutlich mehr machen können. Für mich hat die Autorin im Buch bei dieser ernsten Thematik nur an der Oberfläche gekratzt - und damit hat sie leider das Potential verschenkt, das die Idee ursprünglich gehabt hätte. Von mir gibt es deshalb durchschnittliche 3 Sterne.

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